Lobenberg: Die Reben sind um die 70 Jahre alt und stehen auf Porphyr, Rotschiefer, Tonschiefer und von Kupfer durchzogenen Felsschichten. Nur kurze Maischestandzeit, abpressen, Spontanvergärung im Stahl und Holz und bis Juni auf der Vollhefe verbleibend. Die Nase ist, wie schon beim 2015er, unglaublich schön. Leicht speckig. Das macht es echt schön. Richtig Schinkenspeck. Auch Röstaromatik und darunter schöne, dichte Frucht. Sehr traubig. Was für ein leckeres Großes Gewächs. Und trotzdem ist Zug drin. Die Spontanhefe hinterlässt auch in der Nase Spuren. Bratapfel, so typisch für 2016. Im Mund kommt richtig, richtig viel Power. Auch hier durchaus speckige Fülle. Aber ganz viel Druck. Fast rote Frucht. Viel Reneklode, gelbe Pflaume. Hohe Intensität, völlig Botrytisfrei und trotzdem zeigt der Wein eine süß-säure Aromatik, wie von der Passionsfrucht. Pinke Grapefruit, reife aber total intensive Säure. So viel Zug und immer wieder hochrollend, vom Terroir bedingten, Speckigkeit. Das klingt als sei es ein fetter Wein. Das ist überhaupt nicht der Fall. Das Gegenteil, es ist ein feiner Wein. Er hat nur unglaublich viel Kraft und Druck. Viel Stein, viel Terroirabdruck. Die Säure aus 2016 ist so brillant, weil sie so reif ist und dazu dieses süßes Schwänzchen der Extraktsüße. Das ist ziemlich perfekt. Ich kann dieses erste Große Gewächs von Hermmansberg nicht so hoch benoten. Ich weiß aber, dass noch die drei ganz Großen kommen, aber ich bin vollauf begeistert. Wir sind hier in der Liga wie Helmut Dönnhofs Höllenpfad, vielleicht sogar leicht darüber. Das ist großes Kino. 2016 ist der Jahrgang für alle die Riesling lieben und für alle die pikante, feine Rieslinge mögen. So unglaublich lecker. 97-98/100