Lobenberg: L’Hommée ist eine alte landwirtschaftliche Flächenangabe der Champagne aus der napoleonischen Zeit, äquivalent zu einem Ouvrée im Burgund. Der Grundwein aus dem Jahrgang 2018 wächst im 1er Cru Vrigny, wo auch Egly-Ouriet arbeitet. Alles wird zu 100 Prozent in Holz vergoren und ausgebaut, Barriques und 600 Liter-Fässer, die überwiegend aus Fontainebleau-Eiche (nahe Paris) gemacht sind. Es ist ein sehr hochwertiges, dichtes Holz, das aromatisch nahezu nicht wahrnehmbar ist. Alles stammt von eigenen Lagen der Familie, im Schnitt 65 Jahre alt. Degorgiert in 2023 mit etwa 3 Gramm Dosage, also rassig trocken wie immer bei Coulon. Rund zwei Drittel Chardonnay, der Rest ist Pinot Noir. Die Tiefe und Intensität von Coulons Champagnern ist atemberaubend, erinnert mich immer an Laherte oder Egly-Ouriet, der auch in Vrigny unterwegs ist. Satte Nase mit gelbfruchtigem Schub, Reneclaude, Quittenbirne, weiße und gelbe Blüten, weiße Pfefferkörner, Salzkaramell. Das Ganze dicht verwoben und mit schärfster Definition gezeichnet, geradezu kristallin und doch mit dieser ungeheuerlichen Fruchtintensität. Das ist schon ein ziemlich einzigartiger Stil, weil er so kraftvoll und zugleich sehr trocken und karg ist. Ich kann mir nicht erklären, wie Coulon diesen Spannungsbogen aus Power und Mineraldefinition derartig in die Flasche bekommt, aber es fasziniert mich jedes Mal wieder aufs Neue, wenn ich diesen Stoff im Glas habe. Ein von vorne bis hinten erstaunlicher Champagner und wohl Coulons best value.