Riesling Monte Nostrum (Versteigerungswein) 2021

Robert Weil: Riesling Monte Nostrum (Versteigerungswein) 2021

Zum Winzer

98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2053
Verpackt in: 1er
9
mineralisch
frische Säure
voll & rund
3
Lobenberg: 98+/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Monte Nostrum (Versteigerungswein) 2021

98+
/100

Lobenberg: Monte Nostrum ist der nächste Geniestreich von Riesling-König Wilhelm Weil und seinem Team. Der Wein stammt aus der »coolsten« Lage des Kiedricher Bergs, den höchsten und kühlsten Parzellen oben am Bergkamm, noch oberhalb des Gräfenbergs und Turmbergs am Waldrand gelegen. Am westlichen Ende dieses Bergzuges steht der noch heute erhaltene Bergfried des ehemaligen castellum nostrum, eine Hochburg, die die Mainzer Bischöfe 1160 dort errichten ließen. Der Ansitz war als eine Art »Wachturm« für die bereits damals urkundlich erwähnten Crus Turmberg und Gräfenberg gedacht, deren Trauben schon damals von hohem Wert waren. Die Lage am Bergkopf und in direkter Waldnähe macht den Monte Nostrum zu Weils wohl kühlster Lage. Die kargen Phyllit-Schieferböden sind dem spannungsreichen Turmberg nicht unähnlich, aber es ist die noch kargere Terroirausrichtung, eben auch durch die Höhenlage. Selektive Handlese in mehreren Durchgängen. Dann folgt eine kurze Standzeit auf den Schalen und langsames Pressen. Die spontane Vergärung und der Ausbau finden für 12 bis 18 Monate in Doppelstückfässern aus heimischer Eiche statt. Schon die Nase fasziniert mit ihrer kristallklaren Erscheinung. Eine Aromenwelt so klar wie ein Alpensee! Agrumenzesten, darunter viel Grapefruit und Orange, auch Orangenblüte und Orangenöl, Yuzu, ganz hinten ein Anflug schwarzer Johannisbeere. Dann immer deutlicher hervortretend Bergminze und ein Strauß frischer Alpenkräuter mitsamt blauer Blüten. Die kräuterig-orangige Auslegung mit hellgelber Frucht zeigt klar in welche Kerbe der Monte Nostrum schlägt: totale Cool Climate-Auslegung. Je länger man am Glas riecht, desto mehr Aromen tauchen aus dem Untergrund auf, mit Luft wird es zunehmend mineralischer, straffer, da kommt der rauchig-graphitige Charakter des Turmberg durch. Und wenn dann der Mundeintritt kommt, sollte man sich nicht nur gut festhalten, sondern auch anschnallen. Wahnsinnig konzentriert in der Frische, alle Papillen werden einmal gegen den Strich gebürstet. Die Aromen aus der Nase überschlagen sich im Mund nochmal in rasanter Geschwindigkeit, Yuzu mit weißem Pfeffer und Meersalz dominieren, dann flankiert saftige Grapefruit mit weißem Pfirsich, intensive dunkle Steinunterlage, die an den Feuerstein von Sancerre denken lässt. Das Ganze passiert am Gaumen mit einer solchen Dynamik, dass man fast aus der Kurve getragen wird. Straff, elektrisierend, fast saar-artig mineralisch, dabei aber mit deutlich mehr Druck und Schmelz als die Saar, das ist klar. Aber die Auslegung ist eine ähnliche, das ist im Grunde ein messerscharfer Riesling, der nur durch seine schicke Agrumenfrucht und die feine, gelbfruchtige Dichte davor bewahrt wird, den Trinker zu überwältigen in seinem strammen Mineralantritt. Ein bisschen wie bei einem Chablis Grand Cru Les Preuses, der diesen Spagat oft auf gleiche Weise schafft. Es bleibt am Ende ein Weil, es hat auch eine gewisse Geschmeidigkeit und Rundheit aus der Frucht… der Wein ist nie agressiv oder anstrengend und er hat eine beachtliche aromatische Länge. Salz, süßsaure Grapefruit, Orangenblüte, Minze, Graphit, alles bleibt auf der Zunge haften wie reingelasert. Natürlich erreicht er nicht die elegante Kraft und gigantische Konzentration eines Monte Vacano, dafür ist die Lage zu kühl, aber der Monte Nostrum ist sicher der dramatischste und straffste Riesling des Hauses. Sehr beeindruckend und sogar ein bisschen herausfordernd in seiner Art. Dabei, und das muss erwähnt werden, enorm saftig mit genialem Trinkfluss, trotz aller Komplexität auch trinkig lecker. Das ist Oldschool-Rheingau mit der wahnsinnig perfektionistischen Ausführung der Moderne. Großes Kino für Mineralfreaks!

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Robert Weil

Schon von weitem erkennt man die Flaschen von Robert Weil an ihrem charakteristischen Himmelblau. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt steht diese Farbe für Spitzen-Rieslinge auf absolut höchstem Niveau. Ein Markenzeichen, symbolisch für die kompromisslose Qualität der Weine von...

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