Lobenberg: Das Weingut von Oscar Alegre und Eva Valganon liegt in Fonzaleche, einem der Dörfer im nordwestlichsten Teil der Rioja, schon fast in der Region Burgos gelegen. Oscar Alegre war zehn Jahre der Export Manager bei Alvaro Palacios und arbeitet nun für Telmo Rodriguez, Eva Valganon ist studierte Önologin. Alegre Valganon ist ihr kleines Familienprojekt. Wir haben hier im Norden komplexe Böden aus Sandstein, Lehm und Kalkstein. Das meiste in minimaler Auflage, aber mit maximalem Qualitätsansatz. Von Anfang an gab es hier hohe Punkte aller international anerkannten Kritiker. Der Rioja Blanco ist Rebsorten-technisch ganz klassisch, also 90% Viura und der Rest Garnacha Blanca. Das Flaschendesign (Vina Tondonia stand Pate?) und ebenso der Inhalt sind aber fernab vom modernen Rioja-Mainstream. Wir haben hier keinen überbordenden Holzeinfluss, sondern eine total spannende Fruchtanmutung. Alles spontan vergoren, zum Teil auf der Schale, deutliche Phenolik, das gibt Struktur zur Stütze der Frucht. Salzzitrone, Salzmandel, etwas Pistazie, feiner Rauch, etwas Bienenwachs, vielschichtig und charakterstark wie die richtig guten Weine aus der Viura werden können. Man denkt sofort an Tondonia Reserva und 20 Jahre Alterungspotenzial, toller feiner Bittermandelzug. Im Mund eine Salz-Implosion, wow, hat das Teil einen mineralischen Unterbau mit grandiosem, mundwässerndem Säurezug. Wieder die strukturgebende Schaligkeit, einen grandiosen Rahmen gebend. Auch hier viel Salzzitrone und Rauchmandel, Macadamia-Nuss, angetrocknete Quitte, insgesamt ist die Frucht aber eher zurückgenommen und die steinigen, salzigen Komponenten sind neben der Phenolik ganz vorne. Ein bisschen wie frische Austern mit einem Schuss Zitrone, nur viel trockener und griffiger mit strukturgebendem Bitterstoff im Mund. Schöne Länge, diese Rauchmandel-Salzkomponente zieht sich lange hintenraus, schiebt immer wieder nach und fordert den nächsten Schluck. Genialer weißer Rioja, mit dieser einmaligen Salzigkeit und mineralischen Würze, dazu diese leicht nussig-oxidativen Elemente, das ist einmalig. Erinnert fast ein bisschen an vulkanische Inselweine von den Kanaren, Azoren oder Santorini in dieser Art. Oder eben Tondonia, der Wein ist ein Wanderer zwischen den Welten und erheblich erwachsener als man erwartet. Wo sind die eingelegten Sardellen, wenn man sie braucht?! Oder der alte Manchego? Iberico ginge auch...fast groß! 94/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.