
Rings: Spätburgunder Saumagen Großes Gewächs 2022
- Spätburgunder 100%
- rot, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2029–2054
- pikant & würzig
- seidig & aromatisch
- strukturiert
- Lobenberg: 98–99/100
- Suckling: 95/100
- Parker: 94/100
- Galloni: 94/100
- Deutschland, Pfalz
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur: Weingut Rings, Dürkheimer Hohl 21, 67251 Freinsheim, Deutschland

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Saumagen Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Der Saumagen ist für mich in den letzten Jahren konstant einer der besten Pinots Deutschlands. Kalkmergel auf Kalksteinfels. Komplett französische Klone, Dichtpflanzung, natürlich bio, spontan und offen vergoren mit fast nur entrappten Trauben. Dieses Jahr ist erstmals eine der warmen Terrassen drin, die nur ein Fass Ertrag gibt, aber dem Wein einen sehr dichten und konzentrierten Kern verleiht. Mehr Dichte, auch etwas mehr Tannin, aber total geschliffenes. Trotz höherer Menge als im Vorjahr gibt es nur knapp 1500 Flaschen insgesamt. Dunkles Gestein zu Beginn, aber es dauert nicht lang, bis sich die satte Frucht offenbart. Viel weniger wild und reduktiv als in vergangenen Jahrgängen, sondern einfach pur und total elegant. Helle und dunkle Himbeere, auch etwas Blaubeere, viel Schwarzkirsche. Alles wird zart floral untermalt. Dazu kommt eine geniale Würze, auch ein hauch Holunder. Wenn man Rings probiert wird klar: Deutschland ist der wahre Verfolger des Burgunds, vielleicht der einzige ernsthafte Verfolger. Man ist das genial! Auch am Gaumen so unglaublich brillant mit satten, reifen Tanninen und offenherziger Frucht. Samtige dunkle Kirsche, salzig-saure Himbeernoten. Das hat schon eher Ähnlichkeiten mit 2020 als mit 2021, wirkt aber irgendwie einen Hauch frischer dabei. Ultrafein und stylisch. Im Nachhall mit kalkigem Grip und etwas Graphitwürze. Dicht und einnehmend, auf der Zunge zerschmelzend und dennoch kühl und frisch. Erstaunlich lang, immer wieder hochrollend. Was für ein Feuerwerk! Die Gebrüder Rings zählen definitiv zu den ganz großen Pinot-Erzeugern Deutschlands.
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

/100
Suckling über: Spätburgunder Saumagen Großes Gewächs
-- Suckling: Fragrant, well structured and elegant, this beautiful German pinot is just beginning to show what it’s made of. On the medium-bodied palate, the core of red fruit gives this a lot of appeal already. Very well-integrated tannins and discreet oak underline the delicate spiciness in the long, polished finish. Drinkable now, but better from 2026.

/100
Parker über: Spätburgunder Saumagen Großes Gewächs
-- Parker: Rings's 2022 Spätburgunder Kallstadt Saumagen GG impresses with its depth, freshness, elegant ripe cherry fruit, fine spiciness and rather delicate reduction along with the citrus freshness typical of the limestone terroir. Elegant, juicy and silky in the mouth, this is a very intense, complex and powerful but also very sustainable and large-scaled Pinot with great potential. Tasted at the Vorpremiere VDP.Grosses Gewächs in Wiesbaden in August 2024.

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Galloni über: Spätburgunder Saumagen Großes Gewächs
-- Galloni: The 2022 Spätburgunder Kallstadter Saumagen Grosses Gewächs grows in parcels with deeper soils at the foot of the slope, with one mid-slope parcel of this limestone site. The surprisingly open nose gives a sense of toasty oak and fulsome fruit. The palate takes leave of this oak influence and plunges into serene, elegant but expressive red-fruited freshness. Dense tannins carry salt as much as fruit as energy and elan inform this sinuous flow. Brightness defines and illuminate everything, showing immense detail of tannin and aroma but highlighting, above all, the finesse of the fruit. This is a wine of purity, detail and length. (Bone-dry)
Rings
Seit 2008 sind die beiden jungen Brüder Steffen und Andreas Rings für das elterliche Weingut verantwortlich. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg, ähnlich dem von Kai Schätzel, der 2015 in der VDP-Mitgliedschaft seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt fand.
