Lobenberg: Das ist Markus Molitors Paradelage, vielleicht neuerdings ein klein wenig im Schatten des Berncasteler Doctor Versteigerungsweins. Aber grundsätzlich ist die Zeltinger Sonnenuhr das Beste, was Markus auf die Flasche bringt. Reiner Schiefer, die Reben sind wurzelecht, 80 bis 90 Jahre alt. Als Ganztraube angequetscht, bis zu einem Tag auf der Maische gelassen, langsam abgepresst und dann im Holzfass spontanvergoren. Das Fuder 6 aus Zeltingen stellt nach dem Erdener Treppen und dem Ürziger Würzgarten das dritte der genialen trocken Kabinette aus 2019. Nachdem wir die grüne Kapsel Zeltinger Himmelreich mit 97 Punkten sicherlich nicht zu hoch bewertet haben, stellt sich heraus, dass Zeltingen im Bereich der Kabinette in 2019 das Eldorado ist. Dieses trockene Fuder 6 macht sogar ein paar Zugeständnisse an die Wärme und entspricht somit den Erwartungen an 2019. Nicht nur geniale Schiefrigkeit und Graphit in der Nase, sondern auch Maracuja, Orangenzesten und sogar ein wenig reifer Apfel dazu. Zwar strahlig bleibend, laserschwertartig. Trotzdem schon eine Wärme andeutend, die wahrscheinlich im Mund gleich kommt. Der Wein ist knochentrocken – oder bone dry, wie der Norddeutsche sagt. Gleichzeitig ist er die Überleitung zur grünen Kapsel aus Zeltingen, weil er innendrinn doch eine Schmelzigkeit hat und andeutet, dass er nach fünf bis zehn Jahren auch eine Süße zeigen wird, die er so noch nicht rauslassen mag. Das ist eine fantastische Komposition aus Frucht, Mineralität, Steinigkeit und Salz. Er ist keinesfalls so extrem wie der Ürziger Würzgarten und auch nicht ganz so leichtfüßig wie das Erdener Treppchen. Es ist schon ein Kabinett, der die ersten Ansätze einer Spätlese mitbringt. Trotzdem bleibt er spannungsgeladen, trocken und intensiv in seiner Maracuja-Zitrusfrucht mit Salz, Stein und dem typischen Zeltinger Schieferausdruck. Toller Wein. Das Gegenstück zur grünen Kapsel. 97-98+/100