Lobenberg: Die Wolfer Goldgrube ist Daniel Vollenweiders Paradelage. Hier bewirtschaftet er den Löwenanteil, und mit dieser Lage fing alles an. Teilweise wurzelechte Reben und nur Einzelstöcke, von der Flurbereinigung verschonte Parzellen in dieser Steillage. Dieser Lagenwein stammt aus den besten Parzellen und ältesten Reben, die bis zu 100 Jahre alt sind. 24 Stunden Maischestandzeit direkt in der Presse. 100 Prozent Spontangärung. Ausbau im Edelstahl mit sehr langem Hefekontakt, etwa ein Jahr. Direkt von der Vollhefe runter gefüllt. Bitte unbedingt mindestens auch einige Flaschen zum langen Lagern kaufen, denn dies ist ein echter Langstreckenläufer. Es ist quasi die Turboversion des Einstiegs Felsenfests. Dies ist eigentlich eine Spätlese trocken im klassischen Sinne. Wie letztes Jahr ist der 2020er nicht primär von Zitrusaromatik dominiert. Gestein ist die Konstante hier. Es duftet nach Kalkstein und Schiefer, dann etwas Salbei, Flieder, weiße Johannisbeeren. Etwas Quittenschale, grüner Speck, Aprikose schälen sich durch die ruhige, steinige Nase. Der Mund ist weniger extrem als 2019, es kommt viel eleganter, weniger aufgeregt, alles greift in einander, weißer Pfirsich, grüner Apfel, feine Meersalzunterlegung, die vor allem an den Zungenrändern hochrollt. Der Wein baut – trotz seiner an 2016 erinnernden Ruhe und Balance – eine Dramatik am Gaumen auf. Diese Dramatik kommt aber über die Länge. Die feine Phenole beißen sich auf der Zunge fest, kreidig, griffig, nimmt den gesamten Mundraum in Beschlag und weicht auch kaum mehr vom Gaumen. Ein toller Wein, aber auch ein durchaus fordernder Wein, einfach superb, weniger Frucht als Terroir, Mineralik und Eleganz, aber wie ich schon sagte besser 5 Jahre Zeit lassen. 95/100