Lobenberg: Markus Molitor erreicht hier die Balance mit moderatem Alkohol über die Frucht natürlich dadurch, dass er in einem reifen Jahr wie 2018 einfach ein bisschen Restzucker stehen lässt, vielleicht um die 10 Gramm. Das ist etwas, das die VDP Winzer in ihren Großen Gewächsen nicht dürfen. Bei so hoher Säure, Frische und Mineraliät der Steillagen-Schieferweine, die aus 100% cleanem Lesegut gewonnen werden, hinterlässt das aber überhaupt nichts Barockes, sondern einfach nur große Feinheit und Balance mit trockenem Trinkflfuss. Basis dieser Weine ist die immense Arbeit im Weinberg, jegliche Fäulnis wird verworfen, sollte sie sich ergeben, nur hochreines Material nahe an der Auslesequalität fließt hier mit ein. Über 100 Jahre alte, wurzelechte Reben in Einzelpfahlerziehung auf verwittertem Rotschiefer. Dieser legendäre Ürziger Würzgarten von dem man nicht genau weiß ob Ürzig nicht sogar von „würzig“ abstammt. Denn diese Weine vom sehr besonderen, eisenhaltigen Schiefer sind immer enorm würzig, ausdrucksstark, zeigen viel rote Frucht. Schon in der Nase Reneklode und rötliche Pflaume, das Ganze mit unglaublichen Schiefermassen unterlegt, drückende Steinigkeit. Mirabelle, auch Quitte, viel Orange, aber Stein dominiert ganz klar, Feuerstein. Das ist eine Hammerversion eines Sancerres aus uralten Reben, also durchaus ein paar Sauvignon Blanc Eigenschaften mit Silex im Mund. Eine explosive Sensation. Blind hätte ich an eine trockene Auslese von Molitor gedacht. Aber wird sind hier erst bei der Spätlese, die fast genauso schiebt, aber im Abgang auch große Feinheit hinterlässt von der irgendwann klar ist, warum es eben doch noch eine Stufe unter der Auslese steht, der ultimative letzte Kick fehlt noch. Es macht wirklich große Freude das Erdener Treppchen und den Ürziger Würzgarten nebeneinander zu trinken. Zwei Lagen am selben Steilhang, Erden mit dem etwas dunkleren Schiefer und Ürziger mit diesem enormen Rotschiefer. Beide sind extreme Lagen und haben doch eine ganz individuelle persönliche Ausprägung. Ich persönlich neige ja zur Feinheit des Erdener Treppchens, attestiere aber dem Würzgarten die größere Power, hier kommt einfach noch eine Stufe mehr Druck dazu. Nach 20 Jahren mag das dann vielleicht der bessere Wein sein. 96-97/100