Lobenberg: Hier haben wir die ältesten Reben der Kühns, über 50 Jahre alt. Der Weinberg liegt direkt am Rhein. Sand- und Quarzitböden. Die am frühesten reifende Lage überhaupt. Mit einer wahnsinnig schönen Luftzirkulation. Durch die Breite des Rheinstroms ist ständig Wind im Weinberg. Entsprechend ganz selten Fäulnisdruck. Aber die Reife auf diesen eleganten Böden macht aus dem Nikolaus im Grunde einen so überragend elegantes und vor allem sehr cremiges GG. In 2020 am Ende der ersten Septemberwoche gelesen, nach dem Sektgrundwein und den Pinot Noirs ist der Sankt Nikolaus immer die erste Partie großen Rieslings, der geholt wird. Peter Jakob Kühn bzw. sein Sohn Peter Bernhard haben die Ausbauzeiten ja vor Jahren schon verändert. Die normalen GGs Nikolaus und Doosberg liegen jetzt für zwei Jahre im großen Holzfass – erst rund ein Jahr auf der Vollhefe, dann oft noch ein knappes halbes Jahr auf der Feinhefe. Abfüllung um Ostern 2022, dann also noch ein halbes Jahr Flaschenreife vor dem Release. Der Nikolaus ist ruhig und erhaben, wirkt noch etwas mehr in sich ruhend als der 2020 sehr energetische Doosberg. Grapefruit, Orangenblüte, blühender Rosmarin, dunkle Mineralität, Feuerstein, man wird kurz an die Loire versetzt, aber zu Chenin Blanc, Savennieres, sowas in der Art. Ruhig und steinig, sehr kraftvoll, aber fein. Der Mund ist dann auch durchaus französisch angehaucht, intensiv salzig, tief, sehr substanzreich. Auf einem sehr ruhigen, ausgewogenen Mineralbett dahingleitend, leichte Zitrusnuancen, helles Gesteinsmehl, Biskuit, Thymian, leicht mediterran in seiner Kräuterigkeit. Die mineralische Strahlkraft ist schon auch da, sie kommt nur etwas feinziselierter und mehr als unterschwellige Vibration als beim atemberaubend energetisch anschiebenden Doosberg. 97-98+/100