Lobenberg: Die reifen Jahre sind überaus ideal für Hans-Josef Beckers Weine, brauchen sie dann doch nur 10 Jahre bis zur ersten Genussreife. Und die hat der 1990er aus den alten Reben (durfte damals noch nicht so etikettiert werden) fast im Übermaß. Die lebendige Zitrusfrucht ist ergänzt durch reife Orange, exotische Frucht steht neben Pfirsich und sehr reifem, mürbem Keller-Apfel, dabei ein ungeheuer cremiger Fluss mit dem typischen Bitterstoff hoher Reife. Puristisch und sauber dabei, Brioche anstatt Botrytis, Reife anstatt Petrol, leichte, etwas bittere Firne mit seidigem Gaumen. Reife Wallnuss, Bittermandel, Anis, mürbe Quitte, Datteln, getrocknete Aprikose und Mango, überreife Ananas und Fenchel dominieren, immer feiner Bitterstoff hinter dem saftigen Trinkfluss. Verblüffend puristisch, der Wein polarisiert, ist ein Erlebnis der besonderen Art. So soll es sein, so wird es in langsamer Veränderung wohl noch 20 Jahre bleiben, und so gibt es das bedauerlicherweise extrem selten. Ein toller Riesling für Extremtrinker, ein Highlight im Einheitsbrei von oft zu frisch genossener Rieslingfrucht, eine Ode an die Freude. 95-96+/100