Lobenberg: Bei Thomas Haag gibt es keine Maischestandzeit. Alles wird als Ganztraube sofort gepresst und zu 100% im Edelstahl spontan vergoren. Auch der Ausbau aller Weine, inklusive der Großen Gewächse, geschieht im Edelstahl. Wie im letzten Jahr nur 11,5% Alkohol, Restzucker knapp unter 8, Säure auch knapp unter 8. Von den analytischen Werten liest sich das gar nicht so viel anders als 2015, und doch sind die Weine ganz anders. Die 16er Weine haben so unglaublich viel Schmelz. Kommen schon so voller Harmonie und Süffigkeit aus dem Glas. Man mag reinspringen. Dieser Kabinett zeigt noch mehr Akazienhonig als der Gutswein. Wunderschöne reife Quitte, Orangenschalen, ein Hauch Zitronengras. Schöner, intensiver Darjeeling Tee und diese Traubigkeit, die dem Jahrgang 2016 geschuldet ist. Das kuriose bei diesem Kabinett ist, dass er in beiden Werten vom Geschmacksprofil noch eine Liga höher ist als der Gutswein, obwohl die Werte nominell nicht viel höher sind, aber er ist noch lebendiger, frischer, noch etwas reicher in der überhaupt nicht spitzen Säure. Und auch von seinem karamelligen, schmelzigen Süßebereich eine Liga höher. Ein Trinkvergnügen, dass so außerordentlich ist. Das ist so ungeheuer charmant, lebendig und frisch. Das ist so sehr Vorzeige-Deutscher-Riesling, feinster Moselkabinett wie es fast besser nicht geht. Es könnte von der Saar kommen, so fein ist er, und gleichzeitig hat er diese tolle Mosel-Intensität. Ich weiß, ich darf ihn eigentlich nicht höher bewerten als 2015, denn 2015 war wirklich genial, und 2016 ist nicht unbedingt der viel bessere Wein. Aber es ist der Wein mit deutlich mehr Charme, mit einem höheren Harmonielevel, und mit einer pikanten Trinkigkeit, die ihresgleichen sucht, wenn man denn im Bereich feiner Weine unterwegs sein will. Die Power und der Druck von manch anderen Erzeugern ist nicht Liesers Sache, das ist auch gut so! Ich bin schwer begeistert. Das ist genau der begeisternde Terrassenwein, den es braucht. 95/100