Lobenberg: Bei Thomas Haag gibt es keine Maischestandzeit. Alles wird als Ganztraube sofort gepresst und zu 100% im Edelstahl spontan vergoren. Auch der Ausbau aller Weine, inklusive der Großen Gewächse, geschieht im Edelstahl. Reiche, dichte, wuchtige, fruchtintensive Nase. Eben typisch 2017 in dieser reifen, intensiven Frucht. Im Mund totale Pikanz. Wir haben hier totale Schärfe und eine geniale schiefrige Länge. Wir haben eine Ausdrucksqualität, die wir 2017 im Gutswein und im Kabinett nicht haben und hier vielleicht auch nicht wollen. Aber hier in der Spätlese passt das eben zu dieser sehr intensiven, reichen Frucht. Für einen Moselaner ist diese Frucht im Mund, diese Üppigkeit, intensiver, apfeliger, traubiger in der Frucht, zusammen mit dieser mineralischen Länge einfach harmonisch und hat Klasse. Auch wenn ich insgesamt die 2016er Version, wo alles feiner, alles stylisch, eleganter war, für das Schloss Lieser lieber mag, so erkenne ich an, dass diese 2017er Helden Spätlese trocken einfach hervorragend gelungen ist, weil hier im Grunde alles zusammenpasst. Er trinkt sich eigentlich schon so wuchtig und massiv, dass ich nicht daran gezweifelt hätte, wenn man mir diesen Wein als Helden Großes Gewächs vorgesetzt hätte. So viel bringt er mit, so viel Kraft, üppig, intensiv in der Frucht kommt er rüber. Aber wie gesagt, die Balance zur Säure, Restzucker, Extrakt passt in diesem Wein hervorragend. Der Wein hat einen Restzucker von 7 Gramm, um diese Opulenz ein wenig zu stützen. Von den Einstiegsweinen von Schloss Lieser mit Abstand der Beste und vielleicht genauso groß wie der Vorgänger aus 2016. 94-95/100