Philipp Kuhn: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2021
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2027–2051
- Verpackt in: 6er
- 9
- mineralisch
- voll & rund
- frische Säure
- 3
- Lobenberg: 97–98+/100
- Parker: 95/100
- Falstaff: 95/100
- Weinwisser: 18,5+/20
- Jancis Robinson: 18,5/20
- 6
- Deutschland, Pfalz
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Philipp Kuhn, Großkalbacher Str. 20, 67229 Laumersheim, DEUTSCHLAND
Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs 2021
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Lobenberg: Schwarzer Herrgott 2021Der Wein steht komplett auf Kalkstein, mit Terra Fusca durchsetzt, wie es auch der Saumagen ein bisschen ist. Also auch leichte Braunfärbung, aber am Ende eben reiner Kalkstein. Auf 280 Meter Höhe gelegen. Das nördlichste GG der Pfalz überhaupt, in diesem kühleren Zellertal mit diesen superspannenden Böden. Es reift langsam aus, weil es so hoch ist. Es liegt noch höher als der Saumagen, also auch hier immer eine sehr kühle Stilistik. Der Wein wird als letzter der Riesling-Weinberge gelesen. Die Traubenverarbeitung ist sehr traditionell mit Quetschwalzen und Maischestandzeiten über 12 Stunden und nur sehr kurzen Sedimentationszeiten. Geschwefelt wird vor der Gärung nicht, ein biologischer Säureabbau soll nach Möglichkeit immer vermieden werden. Rein spontan vergoren in kaum Holz und viel Edelstahl. Belass auf der Vollhefe bis Ende April. Dann klassischer Abstich und Verbleib auf dem guten Teil der Hefe. Keine Filtration. Traditioneller und klassischer geht es im Riesling nicht. Durchgegoren auf 1 Gramm Restzucker und trotzdem hat es diese unglaubliche Saftigkeit. Der Weinberg liegt in Sichtweite zum höchsten Berg der Pfalz, dem Donnerberg mit knapp 700 Metern. Dieser Wein strahlt also immer ein gewisses Drama aus. Jedes Jahr entstehen nur rund 2000 Flaschen. Ein Wein aus rauer Wildnis, vom Winde umtost. Für die Pfalz ist diese späte Reife total ungewöhnlich. Ein vibrierender, sehr eigenwilliger Wein. Das Zellertal ist nicht umsonst ein Hotspot und irgendwo ein Bindeglied zwischen Wonnegau und Nordpfalz. Hat sensorisch vielleicht mehr mit einem Morstein gemein als mit der Mittelhaardt. Der Schwarze Herrgott schreit aber auch förmlich nach guter, althergebrachter Riesling-Machart. Die Nase ist durch diese Form der Weinbereitung immer etwas reduktiv. Leichte Reduktion und Stein und Mineralität in der ersten Nase. Langsam kommt Zitrus, Zitronenmelisse, Eukalyptus, das hat er immer. Krachende Säurestruktur, die alles fest im Griff hat, aber so poliert und geschmeidig ist. Reif und fein, aber gewaltig aufspielend. Die Hammerböden, die kühlen Winde und das Wasser. Im Zellertal ist alles da. Und das zeigen die Weine. Vorne saftig, druckvoll, mit warmer Zitrusfrucht, Orangenblüte, Grapefruit. Hintenraus dann diese wilde Steinigkeit, aber es ist nicht überbordend, fein verwoben, sehr komplex. Viel Grip, viel Zug, läuft schnurgerade auf dem Kalkstein, salzig, präzise, feine Pfeffrigkeit im Finale. Aufregend und dennoch cremig-reif, perfekt. Oliver Spanier hat ja seinen Topweinberg auch ganz in der Nähe stehen. Auf jeden Fall großes Kino aus dem Zellertal in den letzten Jahren. Ich liebe diesen Wein! 97-98/100
Jahrgangsbericht
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.
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Parker über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs
-- Parker: The 2021 Schwarzer Herrgott Riesling GG shows an intensely aromatic nose with ripe and elegant Riesling aromas with some savory notes from this coolish and windy terroir in the Zellertal. Very elegant and round on the palate, this is a juicy, savory and saline, very long and persistent Riesling that shows amazing qualities given that problematic vintage. This is a modern classic in the making and will age for at least two decades even though the wine already tastes very exciting at this early stage. 12.5% stated alcohol. Tasted in Wiesbaden, August 2022. 95/100
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Falstaff über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs
-- Falstaff: Der Duft stellt Feuerstein und Hefe in den Vordergrund, gibt jedoch zu diesem Zeitpunkt nur wenig Frucht frei, etwas Mandarine. Die Gaumenstruktur ist straff und »kühl«, bündelt einen festen Kern und recht dichte Phenolik mit taktiler Mineralik. Exzellentes Potenzial! 95/100
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Weinwisser über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs
-- Weinwisser: Satt, saftig, Zitrus-artig und leicht fruktosig im Duft. Sehr tiefgründig und reserviert, nobel und kühl gehalten, mit sehr viel Würze, sowie etwas Wachs in der Kopfnote. Satt und kernig, sehr lang und kraftvoll, erzeugt er viel Druck am Gaumen mit weit gefasster Struktur in einem groß angelegten Rahmen. Toller, kühler und sehr differenzierter Riesling mit grandioser Terroir- Prägung. Ewig lang. 18,5/20
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Jancis Robinson über: Riesling Schwarzer Herrgott Großes Gewächs
-- Jancis Robinson: Smoky, edgy, tensile. Concentrated stone-fruit linearity; fresh, lithe and thrillingly dry with no more than 1 gram of residual sugar. The same wild wind that cools the Pfalz landscape here cools the wine as well. Vibrant notes of wild fennel, mint, lime and grapefruit underscored with the spicy, salty and chalky grip of pure untamed limestone. 18,5/20
Philipp Kuhn
100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.