Lobenberg: Late Release aus der Schatzkammer in 2024, also perfekt im Weingut gelagert bis dato. 1954 gepflanzt. Der Schlehdorn ist eine kleine Parzelle, die direkt am Großen Gewächs Saint Nikolaus liegt. Die Familie Kühn hat 2003 diesen Weinberg von der Kirche übernehmen können. Der erste Jahrgang war dann 2006. Es sind nur 1.000 Quadratmeter Schlehdorn im Rahmen von einem Hektar Saint Nikolaus. Also auch hier Sand-/Quarzitböden mit extrem guter Belüftung durch den ständigen Wind am Rhein. Die Weine werden ganz behutsam aus dem Weinberg als Ganztraube geholt – ohne jegliche Verletzungen und ohne dass etwas eventuell angequetscht wurde. Dann werden die Trauben als Ganztrauben über 10 Stunden und anfänglich nur 0,2 Bar Druck ganz langsam gepresst. Es gibt also ein bisschen Phenolik über diese lange Pressdauer. Das Ganze wird ohne Pumpvorgang von der Presse direkt in den Keller gegeben und kommt zur Vergärung in ein Halbstückfass. Die Vergärung erfolgt dann spontan. Nicht bewegt, nicht geschüttelt, nicht gerührt, keine Batonnage. Der Wein macht eine malolaktische Gärung durch und verbleibt komplett für 22 Monate auf der Vollhefe. Und er hat danach nochmal ein Jahr Flaschenreife bekommen. Es gibt 2015 weniger Menge als sonst. Die Arbeitsweise ist ähnlich wie beim Landgeflecht. Schlehdorn ist vielleicht die Hommage an die ganz großen Rieslinge von Zind Humbrecht, auch wenn sie anders von der Struktur sind. Der Sohn Peter Bernhard hat in seiner Lehrzeit auch ein Praktikum bei Zind Humbrecht gemacht. In der biodynamischen Arbeit, sagt er, sind die da einfach ein Jahr weiter. Das ist das Vorbild. Aber ich glaube, in diesen Schlehdorn 2015 ist all das eingeflossen, was er kann. Und das reicht immerhin dazu, dass die beiden zwei Unikate 2015 die für mich besten Rieslinge Deutschlands sind, und sich vielleicht mit nur ganz wenigen Weinen von Klaus Peter Keller, Molitor, Dönnhoff, Schäfer-Fröhlich, Wittmann, Winning, Buhl, Bürklin zusammen in die erste Reihe nebeneinander stellen lassen müssen. Im Gegensatz zu den zuvor angesprochenen Superstars haben wir hier aber schon die Reife, und das quasi fest eingebaut durch das lange Hefelager. Der Wein kommt mit einer wunderschönen, europäischen Frucht in die Nase. Ganz reif. Quitte, mehr Birne als Bratapfel. Ganz fein. Auch Marille. Keine Zitrusaromatik, sondern weiche, gelbe Frucht. Auch eine ganz reife Pfirsichnote. Im Mund dann diese extrem intensive, aber extrem reife Säure, mit einem wahnsinnigen Extrakt und einer wunderbaren Schärfe. Unendlich lang und gleichzeitig unendlich reif. Und wie im Landgeflecht haben wir hier das Beste aus zwei Welten. Wir haben den Jungwein mit seiner primären Frucht, wir haben Zitrusfrüchte in einer hochreifen Form. Keinerlei Exotik, keinerlei Botrytis oder Petrol. Und neben dieser wunderbaren Säurestruktur, die sich immer wieder abwechselt mit der mineralisch, salzigen Schärfe, kommt dann eben diese wunderbar, cremige, reife Frucht, die dann doch gar nicht so sehr unserem hergebrachten Verständnis von Riesling entspricht, und wir haben hier in der Fruchtstruktur kaum Zitrusfrüchte, sondern eher reife Quitte, die in dieser Form unglaublich schön ist. Gott, ist das schön, intensiv und lang. Und der Wein ist noch etwas abgespacter als das Landgeflecht aus dem Doosberg. Hier auf diesen Quarzit-/Sandböden kommt es unendlich fein, und trotzdem hat der Wein bei aller extremen Feinheit noch mehr Dichte. Ich glaube wirklich, dass das Landgeflecht und dieser Schlehdorn die besten Rieslinge sind, die ich in meiner Geschmackswelt je probiert habe. Genauso stelle ich mir das vor. So sind sie die wahren Gegenspieler auf der Ebene eines Montrachet aus dem Burgund. Das ist oberster Grand-Cru-Bereich. Diese Weine sind nicht billig, aber für das, was sie zeigen, und für das, was sie können, sind sie für mich eben neben den Top-Burgundern ein echtes Schnäppchen. Das ist mein erster Riesling mit einer 100/100