Lobenberg: Der Riesling R 2013 ist das beste Fass aus dem Großen Gewächs Doosberg. Dieses beste Fass wurde bei den Kühns für vier Jahre mit der Hefe belassen und dabei ständig wieder verkostet. Erst in dem für die Kühns optimalen Zeitpunkt wurde es gefüllt. Danach noch ein halbes Jahr Flaschenlager, und jetzt erst, 2018, kommt der Wein in den Verkauf. Die Nase ist reich und warm. Total clean, der Wein war völlig Botrytis-frei. Es gibt kaum Phenolik in der Nase, obwohl es natürlich etwas Phenolik in dem Wein gab. Aber jetzt ist davon nichts mehr zu riechen. Pur und dicht. Auch in diesem Wein noch keine Petrolnote und überhaupt nichts Überreifes. Sondern einfach nur ein Wein auf dem optimalen Punkt. Aber gar nicht unbedingt als Riesling zu erkennen. Das könnte auch ein großer weißer Spanier von Vina Tondonia sein. So reich in der multikomplexen Fruchtigkeit. Eher auf weißem und gelben Steinobst laufend. Voller Cremigkeit, tiefenentspannt und ruhig. Alles fein. Schon der Geruch macht den Genießer sprachlos. Und vor allem völlig entspannt und ansteckend ruhig. Gott, ist das eine schöne Nase. Riesig und doch unanstrengend. Nach ein wenig Belüftung zeigt dieser „R“ aufgelöste Quitte in süßester Form mit einer wunderbaren, feinen Akazienhonigspur darunter. Alles unterlegt von einer recht druckvollen Mineralität schon in der Nase. Der Mund bringt dann das wunderschöne Gegenstück. Er bringt vor allem die Lautstärke des Jahrganges 2013. 2013, 2015, vielleicht auch 2010, waren eben laute, fordernde Jahrgänge in einem unglaublich komplexen Spiel und einer grandiosen Frische. 2008 und 2016 waren dagegen die totale Entspannung und die totale Zugänglichkeit von 1997 bei versteckter Power. Nein, bei 2013 wird alles gezeigt. Viel Mineralität und vor allem Druck. Aber auch hier kommt aus der Frucht wenig aus der zitrischen Richtung, hier kommt ein bisschen Kumquat und ein bisschen rote Frucht. Der Wein hat Wucht und ist trotzdem unglaublich fein. Er ist reif und doch ist er irgendwo laut und dicht und reich. Ich habe gerade zuvor die Unikate 2015 getrunken, also Landgeflecht und Schlehdorn. Ich finde an diese extraterrestrischen Weine kommt der „R“ nicht ran, aber wahrscheinlich in erster Linie nicht weil 2013 nicht an 2015 heranreicht, sondern weil 2013 Doosberg nicht die Qualität hat wie diese herausragenden Winzlings-Lagen. Und da nützen auch die 48 Monate auf der Hefe nichts, um die beiden Unikate in Bedrängnis zu bringen. Es ändert aber auch nichts daran, dass es ein großer Wein ist, und einer, der den Erfahrungsschatz des Trinkers definitiv erweitern wird, weil wir hier eben auch „the best of both worlds“ haben. Wir haben eben auf der einen Seite diese wunderbare Reife, diese entspannte Frucht. Das ist reine Freude am Genuss auf hoher Ebene. Und gleichzeitig ist da viel mineralischer Druck in immer wieder neuen Facetten, die es zu entdecken gilt. Dennoch bewerte ich ihn nicht ganz so hoch wie die beiden Unikate. 98-100/100