Lobenberg: Peter Jakob Kühn bzw. sein Sohn Peter Bernhard haben die Ausbauzeiten ja vor Jahren schon verändert. Die normalen GGs Nikolaus und Doosberg liegen jetzt für zwei Jahre im großen Holzfass – erst auf der Vollhefe, dann auf der Feinhefe. In diesem Fall ein Jahr auf der Vollhefe, dann Abstich und weitere 5 Monate auf der Feinhefe vor der Füllung. Der Oestricher Doosberg ist eine Einzellage in ca. 120 Höhenmetern in Oestrich gelegen. Er liegt ca. 100 Meter höher als der Nikolaus. Wir sind hier mehr auf Löss-Lehmböden. Also reichhaltigere Böden, die mehr Power und Druck in den Wein bringen. Im östlichen Teil mit einer wunderbaren Südexposition und insgesamt auch einer gewissen Kühle in manchen Teilen. Der Doosberg hat immer viel Substanz, kommt mit Tiefe und Reichhaltigkeit aus dem Glas, hat eine hohe Fruchtintensität und verheimlicht seine Kraft nicht. Aber er ist dennoch stets elegant, getragen und in sich ruhend. Kein Schreihals, aber doch ein auffälligerer Typ als das ganz zarte Lenchen und der stylische Nikolaus. Satte, aber hochfeine gelbe Frucht, Mirabelle, weißer und gelber Pfirsich, Brioche und ein bisschen Kokosraspel, Brennnessel, Butterblume und Kamille. Der Mund strotzt vor Energie und Saft. Wow, da werden die Augen schmal bei diesem enormen Spannungsbogen, der sich da am Gaumen auftut. Wiesenkräuter und gelbe Blüten ummanteln die druckvolle, aber schlank definierte, unglaublich vitale Steinobstfrucht. Intensiv und lang, überschlägt sich fast im Mund. Man hat das Teil eine Spannung. Entlädt sich elektrisierend und mit salzig-griffigem Mineralausdruck über die Zunge, wird dann aber von dieser cremig-dichten, hefegepolsterten Frucht sehr schön aufgefangen. Selbst nachdem der Wein den Mund verlassen hat, rollt alles wieder und wieder hoch, dreht nochmal richtig auf und dreht eine zweite Runde im Nachgeschmack. Das Finale ist furios, nachhaltig und sehr beeindruckend. Orangenblüte und Mirabelle wetteifern mit Zitronenmelisse. Finesse und Druck treffen sich in diesem Wein, was ihm nicht nur diesen dramatischen Oszillographen verleiht, sondern auch eine nicht enden wollende Länge, die aber nie wuchtig wird. Irgendwo erinnert das schon an die großen, trockenen elsässischen Rieslinge der 80er und 90er, die den deutschen damals gezeigt haben, wie es geht. Aber dazu diese aufregende Spannung, wie sie eben nur deutscher Riesling kann. Einfach ein wunderschöner Riesling. Kühns schaffen jedes Jahr neue Wunderwerke. 97+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Kühn und 2019 das past perfekt. Der tendenziell hochintensive Jahrgang mit dem langen Hefelager und der daraus resulltierenden Reife. Power trifft Reife und Entwicklung, das Rheingau wird zur Pfalz, feinstes Holz dahinter. Groß. 98-100/100