Lobenberg: Peter Jakob Kühn bzw. sein Sohn Peter Bernhard haben die Ausbauzeiten ja vor Jahren schon verändert. Die normalen GGs Nikolaus und Doosberg liegen jetzt für zwei Jahre im großen Holzfass – erst auf der Vollhefe, dann auf der Feinhefe. In diesem Fall 14 Monate auf der Vollhefe, dann Abstich und weitere 6 Monate auf der Feinhefe vor der Füllung. Der Oestricher Doosberg ist eine Einzellage in ca. 120 Höhenmetern in Oestrich gelegen. Er liegt ca. 100 Meter höher als der Nikolaus. Wir sind hier mehr auf Löss-/Lehmböden. Also reichhaltigere Böden, die mehr Power und Druck in den Wein bringen. Im östlichen Teil mit einer wunderbaren Südexposition und insgesamt auch einer guten Kühle. Die Doosberg-Nase kommt cremig aber gleichzeitig viel dichter und wuchtiger rüber als die des Nikolaus. Auch hier super clean und ohne Botrytis. Etwas mehr Quitte als Apfel. Aber dann kommt auch Bratapfel. Die für 2016 wieder typische, schicke Nase. Diese Erhabenheit und diese grandiose Finesse des Jahres 2016. Diese enorm zugänglichen Weine, die aber eine wahnsinnige Power im Hintergrund zeigen, die unendlich halten können und sich entwickeln werden wie 1997. Das sind grandiose Weine wenn man die Gelegenheit hat sie heute zu probieren. Dieser Doosberg ist so reich, so voluminös und trotzdem hat er überhaupt kein Fett. Nur aromatisch und dicht. Langsam entwickelt sich auch ein wenig Ananas und Kokos in der Nase. Schöne Kokosnuss. Aber das kommt sicherlich vom Holz. Auch wenn das sehr süßes Kokos ist. Im Mund deutlich mehr Power zeigend als der Nikolaus. Viel mehr Kraft. Höhere Kraft in allen Parametern. Sowohl im Restzucker als auch in der Säure. Nur in der Mineralität ist er etwa auf dem gleichen Level. Die balancierte Nase zeigt durchgängig klassischen Riesling. Tolles Spannungsfeld der Schärfe aus der Mineralität und der Süße der Frucht und der etwas lebendigeren Säure. Ich weiß nicht, ob sich hier die etwas höhere Lage auswirkt oder die anderen, lehmigeren Böden. Wir sind klassischer im Riesling. Wir haben auch Orangenzesten und auch süße, pinke Grapefruit. Letzten Endes sind wir auch hier cremig fein, unendlich lang, aber viel klassischer auf der Erwartungshaltung eines schön gereiften, entwickelten Rieslings als im Nikolaus. Der Genießer muss es selbst entscheiden, ob er diese Ausrichtung eines großen, typischen Rheingau-Rieslings mit phänomenaler Reife und schön balanciertem Zug möchte; oder ob er die leicht abgespacte, cremige, burgundische Version des ruhig abgehobenen Nikolaus möchte. 97-100/100