Lobenberg: Purer roter Schiefer in 100% Ost-Exposition. Extreme Steillage, die steilste Lage bei Sankt Antony. Knapp 40 Jahre alte Reben. Alle um 1978 herum gepflanzt. Der Wein wächst ostexponiert an der Rheinfront und zu einem kleinen Teil auch in einer Süd-Exposition. Ganztraube gemahlen, langsam gepresst und dann sofort ins kleine Holz. Hälftig Neu- und Zweitbelegung in Tarranceau-Fässern. Die Weine bleiben bis zum März in diesem Barrique auf der Vollhefe. Dann wird es einmal nur ganz grob filtriert, kommt in Stahl und wird im Frühsommer gefüllt. Im Jahr 2017 ist der Oenothek der gesamte Anteil vom Pettenthal, weil es so wenig Wein gab. Am Ende kamen nur zwei Barriques heraus. Die werden brüderlich zwischen Schweiz (Gerstl) und Deutschland (mir) geteilt. Im Grunde ist das, wenn man es auf den Punkt bringen will, etwas wie die Von-Winning-Version von Sankt Antony in Rheinhessen. Auch wenn die Holzfülle geringfügig anders ist. Und wir hier noch weniger im getoasteten Holz rumlaufen. Aber das Ergebnis ist dann zumindest in der Ausprägung in eine ähnliche Richtung laufend. Das Ganze war ein Wein vom roten Schiefer, d.h. auch ein Wein, der rotfruchtige Elemente hat. Und hinten raus eben eine wahnsinnige Mineralität. Wir sind hier grundsätzlich in einer etwas wärmeren Grundstruktur als im Hipping. Das Ganze mit Alkohol von 12,5% durchgegoren auf 2,5 Gramm Restzucker. Süße vom Extrakt und Holz. In der Nase, anders als beim Hipping, deutlich europäische gelbe Frucht. Schöne Birne und Apfel. Sehr fein, Zitronengras, süßer Asam Tee. Auch eine feine Blumigkeit, Frühlingswiese. Hmmm, der Mund spricht für diese andere Exposition, für diese wärmere Lage. Wunderschöne Süße. Der Wein ist, wie ich gerade höre, sogar auf ein Gramm heruntergegoren. Aber wir haben hier eine Extraktsüße, die phänomenal ist. Unglaublich was hier ankommt an süßer Mineralität, die unglaublich lang ist. Salz ist da, gleichzeitig aber auch Karamelle, Honig da. Quitte und süße Orange kommen hinzu. Lang, süß und berauschend schön. Das Holz nur ganz leicht stützend. Es ist präsent, wir haben ganz klar den Neuholzeinfluss. Aber längst nicht so intensiv. Nur moderat stützend. Der Wein spricht aus seiner Frucht, aus der Lage und dem Extrakt. Und wenn ich beim Hipping noch ganz leicht unter dem 2016er geblieben bin, weil der 2016er sich so extrem schön von Anfang an präsentierte, würde ich beim Oenothek Pettenthal auf jeden Fall auf die gleiche, außergewöhnliche Bewertung gehen, denn das ist ein Traumwein mit grandioser Länge. Trotzdem ist das überhaupt kein Blockbuster, sondern ein feiner Wein, nur eben perfekt abgepuffert durch Säure, Süße, Mineralität, Holz und Alkohol. Das ist ziemlich eindrucksvoll. 98-100/100