Lobenberg: Purer roter Schiefer in 100% Ost Exposition. Extreme Steillage, die steilste Lage bei Sankt Antony. Knapp 40 Jahre alte Reben. Alle um 1978 herum gepflanzt. Ganztraube gemahlen, langsam gepresst, und dann sofort ins kleine Holz. Hälftig Neu- und Zweitbelegung in Tarragona -Fässern. Die Weine bleiben bis zum März in diesem Barrique auf der Vollhefe. Dann wird es einmal nur ganz grob filtriert, kommt in Stahl, und wird im Frühsommer gefüllt. Das ist schon super spannend, diese Pettenthal Oenothek aus dem Barrique direkt nach dem Hipping zu probieren. Der Hipping war „best ever“, aber der Pettenthal will ja mit. Und dieses spezielle Terroir direkt am Rhein ist schon ziemlich genial. Ist so anders als alles andere was aus Rheinhessen kommt. Das Famose an diesem Pettenthal ist, dass das neue Holz vom Barrique fast komplett von der reifen Säure geschluckt wird. Wenn man es nicht wüsste, würde man gar nicht auf Barrique kommen. Man würde vielleicht an die Zweitbelegung eines Stückfasses oder etwas ähnliches denken. Wir sind vom Holzeinfluss eher noch hinter von Winning aus der Pfalz zurück. Zumindest was in der Nase ankommt. Dieser Wein zeigt, und das liegt wohl an dem roten Schiefer in diese Exposition, wie der Hipping auch schon leicht speckige Nase. Schinkenspeck, tolle Würze. Auch hier keinerlei Zitrusfrucht. Sehr viel reife gelbe Birne, reife Quitte, Reneklode. Dahinter burgundisch, fein, cremig, schmelzig. Im Mund dann gar kein Holzeinfluss mehr. Zumindest kein schmeckbarer. Aber eine sensationell reife, intensive Säure. Eine Säure wie aus Birne und Quitte stammend. Weißer Pfirsich, Nektarine, Litschi. Sehr lang, sehr viel Salz. Eine Cremigkeit wie aus Kreide und Kalkstein. Dieser rote Schiefer hat so eine spezielle, sehr raffinierte Würze. Toll eingependelt mit der Extraktsüße dieses Jahrgangs. Nur 12,5% Alkohol und nur knapp über 2 Gramm Restzucker. Trotzdem trinkt er sich so köstlich. Das ist der zweite große Wein von Sankt Antony in diesem Jahr neben dem Hipping. Ich bewerte ihn etwas darunter, weil der Hipping so unikathaft war. Trotzdem ist das hier superber Stoff, und wenn er ein paar Jahre hinter sich hat, wenn vielleicht das Barrique wieder etwas präsenter wird, mag es mir vielleicht sogar noch besser gefallen. Im Moment finde ich eigentlich schade, dass das Holz von dieser famosen Säure so komplett geschluckt wird. Aber auf jeden Fall klasse Stoff. Sankt Antony bestätigt seine Ausnahmestellung hier an der Rheinfront. 98-100/100