Lobenberg: Hipping ist überwiegend roter Schiefer mit einer kleinen Lössauflage. Dieser Antony-Weinberg liegt auf der kühlsten Hipping-Lage. Entgegen der normalen Süd-, Südost-Exposition ist dieses Teilstück Nord, Nordost positioniert, mit am Ende ziemlich steiler Lage. Insgesamt nur 0,5 Hektar, also winzig. Die Reben wurden 1984 neu gepflanzt. Diese kühlste aller Hipping-Expositionen aller Winzer führt zu diesem Zug und der stets etwas massiveren Säure. Natürlich, wie alle Weine von Sankt Antony, kleinste Erträge. Als Ganztraube angemaischt und über 6 Stunden langsam gepresst. Das ist zwar keine Maischestandzeit, kommt in der Phenolik aber zu einem recht ähnlichen Ergebnis. Daraufhin wird alles zusammen in einem einzigen 2.600 Liter großen Holz-Doppelstückfass vergoren. Der Wein bleibt dann bis März/April auf der Vollhefe in genau diesem Fass. Er wird daraufhin ganz grob filtriert, geht mit aller Feinhefe in Stahl; und wird dann vom Stahl im Frühsommer abgefüllt. Der Alkohol liegt bei 12,5%. Der Wein ist komplett durchgegoren auf ca. 2 Gramm Restzucker. Und wenn wir uns jetzt einmal erinnern an den 2016er. Der 2016er ultrafein und schick. War unglaublich fein und voller Charme. Hatte zu Recht die 100 in der Bewertung, weil es unendlich schick war. Und trotz Langlebigkeit ganz früh zugänglich. Ja, fast unverschämt in der Feinheit und Finesse. Bei 2017 sind wir jetzt allerdings – und das ist das verwunderliche – qualitativ nicht unbedingt dahinter. Wir sind nur anders im Charakter. Wir haben auf der einen Seite vorne warme Frucht und Süße, die aber eben nicht aus dem Restzucker kommen kann, sondern ausschließlich aus dem immens hohen Extrakt mit ein bisschen Schmelz. Dann läuft dieser Hipping immer nur geradeaus. Aber er tut das eben auf reifer Frucht. Mehr auf der Zitrusfrucht. Reif, fast süßlich rüberkommende pinke Grapefruit. Vom Rotschiefer kommende rötliche Noten. Auch rote Johannisbeere, aber nicht unbedingt von der süßesten Form. Preiselbeere, dann kommt wieder diese Birne, Kumquat, Orangenzesten. Und eine wirklich intensive, leicht scharfe, salzige Mineralität, die sich ganz lang durchzieht und für Minuten präsent bleibt. Der Wein erinnert mich in der Grundthematik an einige Weine aus 2010, die man früher ob ihrer hohen Mineral- und Säurepräsenz so verteufelt hat. Und wer heute die Gelegenheit hat 2010 in der Gastronomie zu trinken, sollte dies unbedingt tun. 2010 hat sich vom Biest zur Schönheit gewandelt. Das ist wie Phönix aus der Asche. Und das hat dieser 2017er Hipping auch. Er ist für den Moment einfach zu salzig scharf, auch Pimentpfeffer, einfach zu Rasiermesser-artig in seiner Säure und Mineralität. Aber ich bin ganz sicher, dass dieser Wein in 10-15 Jahren vielleicht sogar besser dasteht als der unglaublich schicke 2016er. Ich bewerte ihn dennoch etwas tiefer, weil 2016 sich auf Anhieb wie ein Traum präsentiert hat. 97-100/100