Lobenberg: Das Landgeflecht ist eine 1978 gepflanzte Parzelle, 7.000 Stock pro Hektar, lediglich 3.000 Quadratmeter groß. Das nennt man dann einen guten Morgen, weil ein Morgen 2.500 Quadratmeter hat. Das Landgeflecht ist der untere Teil des Doosberg, also noch im gleichen Hang. Es ist eine Lage, die mit ausreichend Wasser versorgt ist, aber nie Nässestau hat. Löss- und Lehmböden über Quarzit. Dieses Landgeflecht ist eine Monopollage. Erstmals gab es diesen Wein 2006 als Auskopplung aus dem Doosberg. Der Wein wird in einem 1.200 Liter Stückfass auf der Vollhefe für bis zu 2 Jahre ausgebaut. Dann bekommt er eine Flaschenreife von circa einem Jahr. Diese Wein sind meines Erachtens die perfekten Rieslinge, weil sie nicht nur die Kühns in ihrer Natürlichkeit und Entspanntheit repräsentieren, sondern auch meine Form von unaufgeregtem, unanstrengendem und schickem Riesling. Oder wie Peter Bernhard Kühn es nennt, «Weine von vinophiler Eloquenz». Für mich einfach souverän und erhaben. Ich, der viel reifes, weißes Burgund trinkt, viel Chenin Blanc von der Loire, mag Weine, die mir alles geben, mich aber nicht anstrengen. PJ Kühns Unikate können das eben auch, das ist Riesling in seiner elegantesten Form. In der Wahrnehmung waren 2018, 2019, 2020 die heißen Jahre in Reihe, aber 2019 war viel mehr von Amplituden geprägt. Es gab extreme Hitzespitzen, aber insgesamt war es kühler und auch nicht ganz so trocken wie 2018 und 2020. Diese Amplituden haben die Trauben durchaus gefordert, sie waren etwa fragiler als 2018 und 2020 laut Peter Bernhard Kühn. Die Lese war Mitte September, also auch deutlich später. Die Nase ist dunkelwürzig und zeigt neben Rauch und Tabak auch viel erdig-lehmige Mineralität des Doosbergs. Quittenschale, kühle Kräuter, Rucola, Bockshornklee, Kurkuma. Für Peter Bernhard hat 2019 schon Gemeinsamkeiten mit 2008 oder 2013, also klar kühleren Jahren. Er hat jedenfalls eine unglaubliche Energie und Spannkraft. Der Mund ist hoch verdichtet, dennoch schlank, ziseliert, mit tiefgreifender Salzspur, die sich nachhaltig in die Zunge fräst. 2019 ist berauschend kühl und schlank, steinig, würzig, atemberaubend klar definiert. Ein ganz großartiger Riesling mit Cool-Climate-Charakter trotz warmem Jahrgang. An die unendliche Strahlkraft des Schlehdorn 2019 kommt er nicht ran in seiner dunkelmineralischen Art, aber seine beeindruckende Tiefe ist ein berauschendes Versprechen für die Zukunft. Faszinierend! 97-100/100