Lobenberg: Das Landgeflecht ist eine 1978 gepflanzte Parzelle. 7.000 Stock pro Hektar, lediglich 3.000 Quadratmeter groß. Das nennt man dann einen guten Morgen, weil ein Morgen 2.500 Quadratmeter hat. Das Landgeflecht ist der untere Teil des Doosberg, also noch im gleichen Hang. Es ist eine Lage, die mit ausreichend Wasser versorgt ist, aber nie Nässestau hat. Löss- und Lehmböden über Quarzit. Dieses Landgeflecht ist eine Monopollage. Erstmals gab es diesen Wein 2006 als Auskopplung aus dem Doosberg. Der Wein wird in einem 1.200-Liter-Stückfass auf der Vollhefe für bis zu 20 Monate ausgebaut. Dann bekommt er eine Flaschenreife von circa einem Jahr. Diese Wein sind meines Erachtens die perfekten Rieslinge, weil sie nicht nur die Kühns in ihrer Natürlichkeit und Entspanntheit repräsentieren, sondern auch meine Form von unaufgeregtem, unanstrengendem und schickem Riesling. Oder wie Peter Bernhard Kühn es nennt, «Weine von vinophiler Eloquenz». Für mich einfach souverän und erhaben. Ich, der viel reifes, weißes Burgund trinkt, viel Chenin Blanc von der Loire, mag Weine, die mir alles geben, mich aber nicht anstrengen. Ich war gespannt auf dieses Landgeflecht 2017. 2016 war ein 100 Punkte Wein, 2017 ist ein etwas lauteres Jahr, ein etwas mehr auf der Frische laufendes Jahr. Die Nase ist dementsprechend deutlich lauter, intensiver als das zuvor probierten GG vom Hendelberg aus dem Jahr 2018. 2017 kommt mit mehr Aufregung rüber. In Zucker gewälzte kandierte Limette, leichter Orangen- und Mandarinenabrieb. Assam Tee und sehr schön reife Apfelnoten dahinter. Trotzdem in Summe nicht laut, sondern eher gut verwoben, aber schiebend, mit Aromatik. Im Mund dann die Quadratur des Kreises. Auf der einen Seite 2017 mit dem Druck, mit dieser Limette, mit Orangenschalen und einer durchaus präsenten Säure, durchaus Riesling. Und gleichzeitig leicht oxidative Noten vom langen Ausbau und eine sehr große Cremigkeit vom langen Hefelager. Anders als 2016 sollte man 2017 durchaus noch drei bis vier Jahre weglegen. Aber in seiner Cremigkeit und seiner Erhabenheit ist das großes Kino. Er ist nur später zugänglich als 2016, als dieser sanfte Riese. 2017 gehört aber trotzdem in die Hall of Fame, weil er so lang und fein ist. Nur die frische, von Quitten und Steinobst geprägte Haptik im Mund, muss sich noch ein wenig abschleifen. Drei, vier Jahre Flaschenlager, dann ist er perfekt. Ein großer Wein. 99-100/100