Lobenberg: Der Schlossberg stammt aus 2500qm² gepachtetem Land. Uralte Reben. Das sind die letzten Reihen unten vor dem Rhein, direkt vor der Bahn. Die Lage ist pures Gestein, sehr warm, sehr heiß und durch die zusätzliche Botrytisbildung gehen die Öchsle eben auch bei normalem Lesezeitpunkt ziemlich hoch. Öchsle bei der Lese: Mind. 110 Grad. Hohe Feuchtigkeit, sehr botrytislastig, d.h. vor der Ernte muss komplett entblättert, belüftet und freigestellt werden. Der Ertrag: Nur 500 Flaschen aus 2500qm². Der Wein ist komplett als Ganztraube eingemaischt inkl. des Botrytisanteils und des Trockenbeerenanteils. Nach zwei Tagen Maischestandzeit komplett abgepresst und dann vergoren im Tonneau 500l Holzfass. Spontan vergoren. Das Ergebnis ist ein knochentrockener Riesling mit unter 2g/l Restzucker und 15.5% Alkohol und ca. 6g Säure. Nase und Mund im Trinkfluss deutlich an Condrieu erinnernd oder Marsanne-Roussanne aus der Châteauneuf-du-Pape-Region. Extrem hohe aromatische Intensität in der Nase. Glycerin, Süße schon in der Nase, welche jedoch nicht aus dem Restzucker stammt. Öligkeit schon im Geruch, dazu aber eine leicht minzige Glätte und Feinheit die verblüfft. Kräuter der Provence nebst typischen Rieslingaromen, auch ein wenig Orangen- und Zitruszesten. Sehr stark blumige Aromatik durch den Wildwuchs im Weinberg. Diese Aromen werden natürlich auch auf die Trauben übertragen. Der Mund auch viskos, aber gar nicht mal fett sondern eher ölig und gleichzeitig glatt. Minzig, schöne Frische zeigend, sehr trinkig. Immens langer, säurelastiger, leicht bitterer Abgang. Ein großer Wein, die Augen schließen sich. Der Wein ist irre lang, er wird ein langes Leben vor sich haben und ist für Deutschland ein absolutes Unikat. Er könnte selbst in der oberen Liga bestehen. Nur eben ganz, ganz anders. Toller Stoff. Trinkreife 2018-2035. 97-98+/100.
19 /20
Gerstl über:
JOERN Riesling Schlossberg
-- Gerstl: Das ist eine aussergewöhnliche Spielart des Rieslings, die beweist, dass es kein Universalrezept für grosse Weine gibt. Das ist ein trokkener Wein und es ist einiges an Botrytis mit im Spiel, bis hin zur Trockenbeere. Lassen wir doch gleich zu Beginn der Beschreibung das «Stichwort Condrieu» einfliessen. Der Duft ist ein Traum, gewaltig intensiv und komplex, effektiv erinnert der an einen grossen Condrieu. Ein Kraftpaket am Gaumen, kommt aber durch seine geniale Säure wunderbar schlank und leichtfüssig daher, der Wein hat Substanz, ist bemerkenswert aromatisch, geniale Süsse, die ganz aus dem Extrakt kommt, denn der Wein hat lediglich 2,4g Restzucker, das ist nicht nur ein ganz grosser Wein und ein absolutes Unikat, er bietet Trinkspass ohne Ende und auch der Nachhall beeindruckt, spektakulär und vielfältig. 19/20