Peter Jakob Kühn: Riesling Jacobus 2021

Peter Jakob Kühn: Riesling Jacobus 2021

BIO

Zum Winzer

94
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2031
Verpackt in: 6er
9
leicht & frisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 94/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Jacobus 2021

94
/100

Lobenberg: Der Gutswein des Hauses wird als Ganztraube langsam über 6 Stunden abgepresst. Also nur leichte Phenolik. Dann spontan vergoren. Hälftig im Stahl und im Holz. Danach Verbleib auf der Hefe bis zum nächsten April. Keinerlei Exotik, keinerlei Botrytis, nur europäische weiße und gelbe Frucht. Apfel, Birne, Quitte und reichlich Weintraube. So viel Charme, so viel Reife aufzeigend. Das Ganze mit Kräutern und Wiesenblumen unterlegt. So schön dicht, so hocharomatisch und lecker schon in der Nase. Im Mund hat der Wein dann erstaunlich viel Gripp und richtig viel Dampf. Unglaubliche Mineralität, so viel Zug. Jetzt kommen auch reife Zitrusfrüchte dazu. Sehr viel Zitronengras, Darjeeling-Tee und auch eine Schärfe, die eben aus dieser salzigen Mineralität und dem Zitronengras rührt. Man muss mal darauf kauen, um zu verstehen, was ich meine. Das ist zitrisch, aber es ist nicht spitz in der Säure. Es ist nur intensiv, lang und anhaltend. Und das zusammen mit dem Salz, das macht aus dem kleinen Jacobus fast einen großen Wein mit einer irren Frische. Ich bin ziemlich beeindruckt von diesem Wein. Er gehört ganz sicher zu der Serie der großartigsten Gutsweine, die wir schon an der Saar und der Mosel sowie bei Weil getroffen haben – und nun eben auch hier. 94/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Peter Jakob Kühn

Dass man nicht immer Mainstream sein muss, um großen Erfolg zu haben, beweist Familie Kühn mit Ihrer herausragenden Arbeit als Demeter-Aushängeschild des Rheingaus. 1978 übernahmen Angela und Peter Jakob Kühn das Gut in Oestrich-Winkel von Peters Vater, der kurz darauf nach langer Krankheit...

Riesling Jacobus 2021