Lobenberg: Im Jahr 2017 macht Markus Molitor 4 Kabinette. Das Sonnenuhr Fuder 6 ist natürlich gesetzt und einer von Markus ganz großen Weinen. Darunter hatte ich mich bei Kabinetten letztes Jahr für das Erdener Treppchen entschieden, dieses Jahr nehme ich Graacher Domprobst und Ürziger Würzgarten. Das Treppchen gibt es dieses Jahr als Kabinett nicht (nur einen extraterristischen ***) und der Domprobst auf dem selben Preislevel ist für mich gegenüber dem Wehlener Klosterberg, der um das Haus herum liegt, aromatisch klar überlegen. Der Domprobst ist so expressiv in seiner Aromatik, deutliche schöne, gelbe Renekloden im Vordergrund, feine Mirabelle legt sich darum. Der Schieferstein tritt hinter eine kreidige Cremigkeit zurück. Das ist intensiv, duftig, lang und fein, und am Ende dieser langen Duftwolke kommt ein wenig der Holzeinfluss durch, der das Ganze geschmeidig macht und sogar eine leichte Rauchnote in diese Renekloden-Mirabellen-Grapefruit-Saftigkeit bringt. Im Mund ist der Wein hocharomatisch, aber nicht süß sondern deutlich trocken, für einen Molitor-Wein gar erstaunlich trocken. Die Säure ist enorm frisch, ich tippe für diesen Wein auf höchstens 5-6 Gramm Restzucker. Die Augen ziehen sich fast zusammen ob dieser Frische, dann wieder die Renekloden aus der Nase, auch Mandarine und viel pinke und gelbe Grapefruit, Schieferstein, Feuerstein, Kreide. Der Wein zeigt eine ganz tolle Länge im Zusammenspiel mit dieser Steinigkeit und dieser Fruchtaromatik – das ist schon ein ziemlicher Kracher! Und dennoch ist die Bezeichnung Kabinett komplett richtig, denn es bleibt eine unglaubliche Feinheit, etwas Zartes. Und ich denke im Bereich der grünen Kapseln, das heißt der halbtrockenen Kabinette, wird diese Explosion vielleicht noch stärker sein. Ich bin ziemlich geflasht von dieser Kabinett-Qualität und auch etwas verblüfft. Denn im Gegensatz zu den großen Kabinetten von der Saar haben wir hier bei Molitor auch zugleich eine gewisse fruchtige Wucht. Wir sind hier eben nicht nur fein, filigran und frisch, sondern wir haben durchaus auch aromatischen Bumms und Druck. Toll gelungener Wein! 93-94/100