Lobenberg: Im Jahr 2018 war das Piesporter Goldtröpfchen bereits die herausragende Lage bei Lieser, sowohl trocken als auch süß. Das Goldtröpfchen hat in heißen Jahren immer einen Tick mehr Spannung und Reiz, was am Ende eben den Unterschied ausmacht. Und 2019 war über die Vegetationsperiode gesehen ebenfalls ein sehr warmes Jahr. Die Nase zeigt dennoch wunderbar kühle, frische Elemente, Kräuter und Eukalyptus, Gesteinsnoten, weißen Pfeffer, etwas rauchig, Feuerstein, dazu dann aber auch eine tiefe, reife Frucht. Weißer Pfirsich, Birne und Melone, frische Limette. Sehr schick, kristallin. Obwohl es der hier probierten Fassprobe natürlich noch etwas an der letzten Präzision fehlt, aber das wird durch die Filtration und finale Schwefelung noch kommen. Völlig aus dem Häuschen ist man dann aber spätestens wenn man dieses Geschoss im Mund hat. Rassige weiße Frucht mit Zitrusinfusion, leicht cremige Birne, dazu herbsaftige Grapefruit, Limettenzeste, ohne Ende geradeauslaufend, so schick, sehr stylisch, fast etwas 2016 in der Anmutung. Aber dazu noch mehr Spannkraft, noch mehr Energie aus der sehr vitalen Säure und der kristallinen Mineralität. Wow, ist das ein superschicker Ortswein. So viel Druck und Intensität aus der hohen Energie des Jahrgangs und der glockenklaren Präzision, dabei aber nie den Charme und die vollreife Fruchtsüße vermissen lassend. Unendliche Länge, immer wieder heller Feuerstein, Kreide, Schieferwürze über süßen Zitruszesten und saftiger Spannung, immer wieder nachhallend in dieser Chablis-artigen kristallinen Salzigkeit bei gleichzeitig moselanischer Verspieltheit. Dieser Ortswein ist eine Wucht, weil er den in 2019 generell recht druckvollen Stil von Lieser mit dieser stylischen Mineralität des Goldtröpchens und dem hohen Oszillographen zwischen Säure und Frucht zusammenbringt. Das ist schon ein famoser Stoff für einen Ortswein. 95-96/100