Lobenberg: Der Felsenberg schließt an die Kupfergrube an und zieht sich ins Tal direkt vor der Tür bei Gut Hermannsberg. Entsprechend wie die Kupfergrube auf rotem Vulkangestein allerdings mit einem Twist in der Neigung Richtung Südsüdwest Ausrichtung, also warme Nachmittagssonne aufnehmend. Deshalb ist der Felsenberg immer etwas charmanter in der Frucht als die extreme Kupfergrube. Ein Drittel des Weinberges ist weiterhin verpachtet, jetzt sind es 65 Ar und wie gesagt wird der Wein erst seit 2018 als GG vermarktet, obwohl die Lage hier eigentlich fast eine Hauslage für Gut Hermannsberg ist, denn sie liegt direkt angrenzend an die Kupfergrube. Noble Reduktion in der Nase, sehr schick, wenn man darauf steht, dann schiebt grüne Birne nach, weiße Johannisbeere, feine Kräuterigkeit, Salbei, Zitronengras. Feinkräuterige, leicht grünliche Nuancen, die dem ganzen einen Kick geben wie ihn auch große Sancerre oder weiße Burgunder haben. Die Textur ist samtig und hochfein, trotz seiner steinigen Kargheit und Würze zeigt er eine bestechende Eleganz. Diese wunderbar salzig-gesteinig unterlegte, fast umami-artige Mundgefühl aus Kräutern, saftiger Frucht, Gestein und Salz ist schon ganz grandios. In diese einnehmende, warme, fast staube Steinigkeit muss man sich als Nahefan einfach verlieben und nur wenige Weine zeigen sie zugleich so köstlich und delikat, wie der Felsenberg. Wow, jetzt habe ich 3 Felsenberg im Programm und dieses Jahr ist die Entscheidung wirklich verdammt schwer, denn alle 3 sind grandios in ihrer sehr unterschiedlichen Ausprägung, trotz des ähnlichen Terroirs. In 2021 ist Hermannsberg verdammt nah am stahlig-puristisch-reduktiven Stil von Fröhlich, was für ein Geschoss! Best ever Felsenberg. 97-98+/100
Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.