Riesling Brauneberger Juffer Kabinett 2021

Günther Steinmetz: Riesling Brauneberger Juffer Kabinett 2021

2
Riesling 100%
5
weiß, süss
10,0% Vol.
Trinkreife: 2023–2036
9
leicht süss
mineralisch
3
Lobenberg: 95/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Brauneberger Juffer Kabinett 2021

95
/100

Lobenberg: Die Brauneberger Juffer ist ein bildschöner Südhang an der Mittelmosel, geprägt von blau-grauem Devonschiefer mit Sand- & Kieseleinschlüssen. Sehr karg und extrem steil, stellenweise bis zu 80 Prozent Steigung. Durch die Südausrichtung kann es hier in den Sommermonaten oft ziemlich warm werden, der Waldgürtel, der die Lage umschließt, schützt sie aber wiederum sehr gut. Wie auch Haag und Richter beweisen, ist diese Lage perfekt für restsüße Kabinette geeignet. Hier bei Steinmetz haben wir eine unheimlich schöne, saftige, helle Frucht im Glas. In Salz und Zucker gewendete Limetten, weiße Johannisbeere. Super filigran, kristallin und steinig unterlegt. Auch ein bisschen Meersalz. Am Gaumen ist das gefühlt überhaupt kein süßer Wein, dieses Kabinett tänzelt förmlich über die Zunge. Die rasiermesserscharfe Säure nimmt die Süße einfach mit und trägt sie davon. Was übrig bleibt ist eine ganz dezente traubige Süße. In Salz gewendete Zitrusfrucht rollt über die Zunge und lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Was für ein grandioser Spaßmacher – es fällt mir wirklich schwer ihn nicht herunterzuschlucken bei der Probe. 95/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Günther Steinmetz

Das Weingut Günther Steinmetz steht seit über 100 Jahren für große Moselweine aus Brauneberg. Den Aufstieg in die Champions League der Region hat Stefan Steinmetz mit seinem bedingungslosen Qualitätsstreben aber vor allem in den letzten Jahren zementiert.