Lobenberg: Ich probiere diesen Wein in der ganzen Reihe der Auktionsweine des Berncasteler Rings. Der Wein fällt in der Nase und noch mehr im ersten Schluck komplett aus der Reihe seiner Auktions-Nachbarn Großer Gewächse. Man steigt vom Trabi in einen Bentley. Die Nase strahlt eine feuersteinige, schiefrige, salzige und reife Mineralität von so viel Feinheit und Erhabenheit aus, dass die gehauchte feine Frucht von Mirabelle, Marille, Quitte und Zitrusfrüchten und die süße Blumigkeit sich dahinter einreihen muss. Die leichte Restsüße (ich denke, er ist unter 9 Gramm) braucht dieser Wein, sonst würden Stein und Zitrusnoten alles erschlagen. Auch im Mund achtungsgebietend mineralisch und erhaben, ja fast abgehoben in der verträumten, mineralisch fruchtigen Komplexität, die von der Vergärung und Ausbau im kleinen Holz und von einer vorherigen moderaten Maischestandzeit dabei gut gestützt wird. Unendlich leichtes Spiel, über Minuten Mund und Nase dominierend, Markus Molitor vermag wie kein Zweiter mir großem und kleinen Holz, etwas Maischestandzeit und Restzucker eine Balance höherer Ordnung aus perfektem Lesegut herzustellen. Ein trockener, ja hedonistisch leckerer Riesenwein mit einer ins Unendliche reichenden Mineralität, die von feinster Frucht und tänzelnder Blumigkeit getragen wird. Der Versteigerungswein von Christmann, die Turbo-Idig-Version der Kapelle, kommt mir in den Sinn, aber wir sind hier noch abgespacter. Peter Jacob Kühns Unikat Schlehdorn 2015 spielt in dieser Liga, auch Kellers Pettenthal und Wittmanns La Borne. Ich nehme diese Vergleiche, weil die wenigsten Leser diesen wohl astronomisch teuren Versteigerungswein jemals probieren können, die raren, aber nicht ganz so teuren Referenzen mögen Ihnen eine Vorstellung geben. Der zweite Riesling in meinem Leben, dem ich diese Note gebe. 100/100