Lobenberg: Was für ein faszinierender Pinot aus der Südpfalz und doch haben wir hier immer irgendwo auch eine gute Portion Côte de Nuits mit im Glas! Rebholz’ Flaggschiff in Sachen Spätburgunder von rund 50-60 Jahre alten Reben. In der Spitzenlage »Im Sonnenschein« auf steinigem Muschelkalk gewachsen. Ausgebaut im Barrique, immer mit gewissem Neuholzanteil. Der »R« kommt immer erst nach ein paar Jahren Flaschenreife auf den Markt, sodass er bereits nach Release gut antrinkbar ist, aber natürlich noch ordentlich Potenzial aufweist. Die Nase des 2020ers ist im ersten Moment enorm dicht und konzentriert mit fast schwarzer Kirschfrucht. Hinzu kommen Maulbeere und etwas Schlehe, aber auch eine leicht ätherische Note von Blutorangenschale. Reife Walderdbeere, dann auch erdige Noten von Unterholz und etwas Graphit. Bündner Fleisch, eine zarte Holzwürze nebst dezenten Backgewürzen. Der Wein wirkt kraftvoll, aber gleichzeitig ganz fein ziseliert – zeigt keine plakative Frucht, sondern aromatische Tiefe. Am Gaumen erstaunlich elegant mit sattem, aber unheimlich geschliffenem Tannindruck. Ultrafeine, aber spürbare Tannine, mit kalkigem Grip, aber eben seidig. Eine kühle, präzise, salzige Säurestruktur, die wie ein feiner Draht durch den Wein zieht. Alles ist im Fluss. Der Extrakt ist gewaltig, aber nie schwer. Es zieht, es schwebt, es bleibt. Auch hier viel Saft aus Süß- und Sauerkirsche, begleitet von Veilchen und rötlicher Zitrusfrucht. Sehr feines Texturenspiel mit großartiger Vibration und Länge. Man merkt hier eben schon das »burgundische Händchen« von Valentin und Hans Rebholz, die unter anderem bei Armand Rousseau und Comtes Lafon gearbeitet haben. Diese Struktur und Kraft mit einer solchen Finesse und Balance ins Glas zu bringen, erfordert eben echtes Können. Ein stiller Riese, mit dem Herz eines Burgunders und der Seele der in der Südpfalz. Stark!