Pranzegg: Tonsur 2023

Pranzegg: Tonsur 2023

2
Müller Thurgau 60%, Weißburgunder 20%, Chardonnay 10%, Silvaner 10%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2034
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
unkonventionell
naturbelassen
3
Lobenberg: 95/100
6
Italien, Südtirol
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Tonsur 2023

95
/100

Lobenberg: Pranzegg, ein biodynamischer Mini-Freakerzeuger bei Bozen, der in penibelster Handarbeit alte Weinberge in steilen Hochlagen auf 700 Höhenmetern bewirtschaftet. Die Weinberge sind noch im Bozner Talkessel, aber durch die Höhe und die dort vorherrschenden Winde haben die Lagen dennoch eine Frische und Leichtigkeit, die man in Italien so nur schwer finden kann. Nur wenige Hektar Betriebsgröße und nur wenige Tausend Flaschen Gesamtproduktion. Das ist ultrararer Stoff. Der Tonsur wächst auf einem lehmigen Sandboden, darunter vulkanischer Porphyr und viel Quarzschiefer. Dieser Mischsatz wächst in einem sehr steilen Weinberg. Die Reben sind zu 70 Prozent in der klassischen Pergola-Erziehung Südtirols und zu 30 Prozent regulär erzogen. Die Stöcke sind im Schnitt 35 Jahre alt. Alles wird biodynamisch und ohne Einsatz von Traktoren per Hand bewirtschaftet. Die Rebsorten werden alle gemeinsam maische-vergoren, zu 50 Prozent unentrappt, also ansatzweise ein Orange-Wine. Gärung und Ausbau finden im Beton statt. Bis zur Füllung, die ohne Schönung und ohne Filtration erfolgt, verbleibt der Tonsur auf der Feinhefe. Zartes, leicht wolkiges Zitronengelb. Die Nase ist zunächst dezent rauchig – der Porphyry spricht! Darunter ist der Stoff sehr aromatisch, frisch und tonisch. Bergkräuter, Heu, getrocknete Kamille und Sesam begleiten eine zurückgenommene Frucht von gelbem und weißem Steinobst. Weißer Pfirsich, Reineclauden, Quitten- und Grapefruitschalen sowie intensiv schiebender, nicht ganz reifer roter Apfel. Der Mund ist sehr schick, die Schalen Aromen sind gut eingebunden und bleiben sehr fein und zart. Die alpine Duftigkeit und Frische des Weins ist echt genial. Auch hier dominieren feinkräutrige würzige und blumige Aromen und gerösteter Sesam. Die sehr geschliffene, griffige Tanninstruktur gibt dem Tonsur seine einzigartige Textur am Gaumen. Sozusagen »Cremig Plus«, also beinahe leicht sandig-pudrig. Der Wein hinterlässt eine eisenhaltige Mineralität auf der Zunge und ist dabei zupackend, intensiv, lang und unglaublich erfrischend, mit ganz feinem Salz auf der Zunge. So einen spannenden Wein würde man wohl eher im Burgenland verorten, nicht in Südtirol, dann hätte er allerdings nicht diese verblüffende Frische und Kühle unter der mundwässernden Saftigkeit. Die Schale dominiert den Wein aber keineswegs, sondern gibt ihm einen feinen Rahmen und viel Charakter, wie es bei den wirklich gut gemachten Maische-Weinen eben der Fall ist. Ein spannender Wein mit herrlichem Trinkfluss, der zu allerlei verschiedenen Speisen. Das zählt sicher mit zum Spannendsten, was in Norditalien an Weißwein erzeugt wird. Genial.

Mein Winzer

Pranzegg

Total aufregend, wenn man eine Entdeckung wie das Mini-Boutique-Weingut Pranzegg von Winzer Martin Gojer macht. Diese Weine sind total anders, wilder, aufregender, naturbelassener als das allermeiste, was sonst in der Region Südtirol so gekeltert wird.

Tonsur 2023