Lobenberg: Die Trauben aus dieser Lage sind immer extrem kleinbeerig. Ein sehr, sehr alter Weinberg. Einige Reben sind rund 70 Jahre, manche über ein Jahrhundert. Tonreicher Boden, eher etwas flachgründig. Das spannende ist allerdings, dass es hier zwei Expositionen gibt, weil die Lage einen Knick hat. Südseite und Nordseite. Die Lage wurde 2020 entsprechend in 3 Durchgängen gelesen. Der Südpart ist eine der frühsten Parzellen bei der Ernte, der Nordpart eine der letzten. Der Weinberg deckt also die volle Breite der Lese ab. Man hat also drei total unterschiedliche Moste aus der Lage. Kellermeister Julien Desplans scherzt, dass dies also sowohl eine Einzellage als auch ein Blend ist, weil die Teile so unterschiedlich sind. Knackige, leicht ins grünliche changierende Frucht, Quitte, Limettenzeste, grüner Apfel, Apfelblüte, leicht verspielt werdend. Der Mund hat sowohl pikante Frische aus Zitrus, eine leichte Schärfe aus Ingwer und Salz, als auch eine feine Cremigkeit und Rundheit in der Mitte. Im furiosen Finale domineirt aber vor allem das Salz. Ein superspannender Wein mit einem atemberaubendem Gerbstoffbiss im Nachhall. Der Wein wird ewig halten! 95-96+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.