Lobenberg: Denogents Les Cras wird ab Jahrgang 2020 als Vers Cras gelabelt. Der Name leitet sich vom massiven Kreide- und Kalkstein ab. 80 Jahre alte Reben stehen in diesem Climat. Nur wenig Lehm, brauner und kiesiger Boden auf purem weißem Aktivkalk, fein, hart und kreidig. Nach dem etwas tiefgründigeren, voluminösen Les Reisses und dem traumhaften Blauschiefer-Chardonnay La Croix sind wir jetzt wieder bei einem totalen Terroirabdruck wie er für Pouilly-Fuissé steht im kreidigen Vers Cras. Die Nase strahlt unglaubliche Feinheit aus. Wir haben nur helle Birne mit heller Melone, so fein. Dazu kommt etwas Litschi, ein Hauch von Aprikose. Alles fein verwoben. Ein riesiger Strauß Blumigkeit dazu, ein Hauch Exotik, Minze. Wow, dieser Kreide-Wein ist jetzt wirklich das Gegenstück zum blauen Schiefer im La Croix und eigentlich doch die perfekte Ergänzung. Unendlich fein mit wunderschöner, kalkiger, salziger Mineralbegleitung. Ein sehr schlanker Chardonnay. Das Holz aus dem Barriqueausbau ist kaum zu spüren. Und während wir im Blauschiefer die Paarung der opulenten Frucht mit kühlem Feuerstein hatten, haben wir jetzt eine viel schlankere Frucht, die ein Stelldichein mit der Mineralität hat. Das ist so filigran, so verspielt. Die Besonderheit bei Denogent ist auch die lange Verweildauer im Fass von bis zu zwei Jahren. Das ist für Weißweine schon eine große Strecke. Dieser Vers Cras baut immer weiter auf, je länger ich ihn probiere, desto länger haftet er auf der Zunge. Die Faust im Samthandschuh. Unglaublich fein und verspielt und doch unendlich lang. Auch wenn ich am Anfang davon überzeugt war, dass La Croix vom blauen Schiefer nicht zu schlagen ist, weil er eben so perfekt die Kombination von Kühle und opulenter Frucht hinbekommt. Wunderbare reife Zitrusfrucht, Mandarine, Orange, Grapefruit, sehr stylisch, mit viel Feinschliff und Präzision. Hier sind wir aber in dieser unendlichen Länge eines gar nicht wieder aufhören wollenden Vers Cras Cuvée Claude Denogent. Am Ende ist das Weingut von diesen beiden Qualitätsspitzen bestimmt - La Croix und Vers Cras. Und wem die fein-strukturierten Chassagnes immer noch zu üppig sind, der geht eben zu diesem noch feineren Chardonnay aus Pouilly-Fuissé. Selbst in heißen Jahren haben wir hier eine messerscharfe Definition vom Aktivkalk, prägnante Säurefrische, die sich wie ein Laserstrahl über die Zunge zieht und das aus einem eher säuremilden Jahrgang, das ist schon erstaunlich. Diese beiden Weine Cuvée Claude Denogent und La Croix kann man gar nicht hoch genug loben. Man muss allerdings ein wenig Geduld haben, wie gesagt über zwei Jahre Fassausbau. Sie kommen spät auf den Markt, haben aber ein langes Leben. 95-96+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.