Lobenberg: Master of Wine Jürgen Von der Mark ist ein qualitätsbesessener, akribisch arbeitender Winzer, der seit 2003 im Markgräflerland, dem äußersten Südwesten Deutschlands, auf überschaubaren drei Hektar Weinbau betreibt. Nahezu alles Handarbeit, der Meister macht hier alles selbst vom Weinberg bis zum Keller. Kern der Produktion sind ganz klar die Spätburgunder, die fraglos zu den zartesten Versuchungen des Landes aus dieser Sorte zählen. Die Spitze und Herzstück seines Sortiments sind die jedes Jahr nach einem Songtitel benannten Liedweine. In 2016 und 2017 gab es jeweils zwei pro Jahrgang. Einmal aus burgundischen 777-Klonen, mit Pflanzjahr 2004/05 und einmal aus einem Weinberg mit den berüchtigten deutschen 5286-Klonen aus denen auch Hubers Wildenstein entsteht, gepflanzt 1971. Letzterer Weinberg wurde leider nach der Lese 2017 gerodet. Ab Jahrgang 2018 wird es nur einen Liedwein aus der französischen Genetik geben. Der 2017er BAD LOVE ist nach dem Song von Eric Clapton benannt. Der Wein stammt wie gesagt aus den Wildenstein-Klonen und ist der letzte erzeugte Wein aus diesem Weinberg von 1971 - last wine standing sozusagen. Im Burgunder-Barrique ausgebaut und unfiltriert abgefüllt. Je nach Jahrgang sind hier unterschiedliche Anteile von Rappen mit in der Gärung. Die Nase des BAD LOVE ist weniger von Kräutern infusioniert wie die des 2016er Liedweines aus demselben Weinberg. Die Frucht ist rot und zart, transparent und verspielt, Kirsche, Weichselkirsche, Veilchen, etwas getrocknete Cranberry. Fruchtintensiver als der würzigere, leichtere 2016er, aber ebenso zart und schwebend in der Anmutung. Der Mund ist energetisch, von feinem Salz getragen, an Muschelschale erinnernde Kreideanklänge umhüllen die saftige Sauerkirsche, auch hier sehr zart bleibend. Die ultrafeinen Tannine rahmen den harmonischen Körperbau perfekt ein. Kombiniert mit der salzigen Mineralität verleiht dies dem Wein eine griffige Textur und ein aufregendes Mundgefühl. Aus dieser Kombination rührt eine verführerische Wärme am Gaumen her, bei gleichzeitig geschliffener, kräuteriger Kühle. Ein komplexer, vielschichtiger, langer und zugleich äußerst feiner Wein mit einer spürbar deutschen Seele in dieser kräuterwürzigen Frucht. Schade, dass es diesen Weinberg nicht mehr gibt, denn er trug einen sehr speziellen, höchst faszinierenden aromatischen Ausdruck. Dieser Liedwein spielt eine hauchzarte Melodie. Hier steckt aber auch viel Energie, Frucht und Lebhaftigkeit drin. Auch dieser Liedwein begeistert mit aromatischer Intensität bei gefühlter Schwerelosigkeit. Jürgen von der Mark keltert mit die zartesten Pinot Noirs des Landes. Eine schwebende Schönheit. 96+/100