Lobenberg: Ein Pinot Noir von reinem Kalkstein aus einer exponierten, windigen Lage, die die kühle Stilistik dieses Pinots unterstreicht. Ausbau im gebrauchten Barrique. Aus dem Glas strömt eine zarte, ja fast filigrane Kirschnase, etwas Sauerkirsche vermischt mit feiner süßer Kirsche, sehr pur und reintönig, etwas Piment und Graphit sorgen für einen leicht würzigen Unterton zur puren Kirsche. Ein wunderschöner, verführerischer Pinot-Duft ist das! An dieser klaren, geschliffenen Linie erkennt man die kargen Muschelkalkböden des Ried Kleiner Wald. Der Mund ist ebenso filigran wie es die Nase und die zart-transparente Farbe versprechen, ganz fein und leichtfüßig schwebt die Sauerkirsche über den Gaumen, streift alle Geschmacksknospen und krallt sich dann mit feinem, kalkigem Gripp im Mundraum fest, verweilt, schmeckt immer wieder nach, Graphit kommt dazu, das feingliedrige Tanningerüst schiebt noch ein wenig nach im Ausklang. Ein klein wenig zugeknöpft, man spürt, dass er noch nicht alles zeigen mag momentan, dicht verwoben präsentiert er sich aktuell, aber mit immenser Tiefe und zartem Fruchtdruck, trotz des filigranen, ja fast leichten Körperbaus. Doch das ist kein leichter Wein, er ist durchaus sehr aromatisch und einnehmend, das Tannin ist zwar ausgesprochen zart, aber es zeigt Präsenz. Die geschliffene Textur des Pinot Noir Kleiner Wald kommt ohne merklichen Holzeinfluss aus, sondern lebt alleine von seiner vitalen, energetischen Säurestruktur, die große Eleganz und Feinheit zum Ausdruck bringt und den Wein auf der Zunge tanzen lässt. Michael Wenzel schreibt auf dem Etikett, dass der Wein wie die Erinnerung an einen schönen Moment schmeckt. Das passt, denn für schöne Momente ist diese zarte Verführung von einem Pinot Noir ganz offensichtlich gemacht. 95+/100