Lobenberg: Fritz Becker hatte bei allen seinen Weinen dieses Jahr 40% Ganztrauben, mit den Füßen getreten, dann kommt die restliche Maische darauf. Alles spontanvergoren, Ausbau komplett im Barrique mit 60 bis 70% Neuholzanteil. Dieser Heydenreich ist das, was ganz früher hier einfach nur Pinot Noir hieß. Beckers Kultwein. Es ist der Topwein des Hauses und seit vielen Jahren der Geheimtipp schlechthin, dabei wohl im ganzen Land anerkannt als der beste Pinot Noir Deutschlands. Er ist auf der Höhenlage noch oberhalb vom Sankt Paul gelegen. Sehr kühl. 2016 sicherlich die allerfeinste, stylischste Nase gegenüber den massiven Weinen vom Kammerberg und Sankt Paul. Aber wir sind viel feiner, definitiv zunächst zurückhaltender als 2015 und auch deutlich dunkler. Wir haben zwar auch Graphit und einen guten Holzanteil, auch hier etwas Eukalyptus und Holunder, aber eben feiner bleibend. Dunkelwürzig und dicht mit blauen Beeren, etwas Cassis samt Staude, Brombeere, viel Holunder und in Anklängen auch Sauerkirsche und Schlehe darunter, auch feine Salinität bereits in der Nase. Alles viel erhabener, in sich ruhend. Wir sind hier viel mehr bei einem Musigny in der Feinheit, als bei einem Clos de Vougeot. Im Mund wird das komplett unterstützt. Der Wein hat eine wahnsinnige Frische und eine rasiermesserscharfe Mineralität, bei total reifer Frucht. Am Gaumen die reinste in Salz aufgelöste Sauerkirsche und Schlehe, enorm polierte, seidig-zarte, fast filigrane Frucht, so elegant und fein, aber gleichzeitig mit so einer massiven Struktur, solchen geschliffenen Tanninmassen, so einer dunklen Würze, so viel Gripp zeigend. Und die feine Frische aus den Rappen dazu, ohne jede grüne Note, und diese Frische liegt nochmal deutlich oberhalb von Sankt Paul und Kammerberg. Was für eine schöne Säure dazu, super stylisch und geschliffen, alles ist reif. Viel mehr schwarze und rote Johannisbeere, erst im Kern dann feine süße Kirsche, auch Kirschkerne, salzig, steinig, druckvoll sich ausdrückend und dennoch so fein bleibend, fast schlank bleibend in seiner reifen Frucht, fast abgehoben in dieser stylischen Feinheit. Ganz große Harmonie und Balance. Und im Finale einfach nicht endend wollend. Immer wieder hochspülend. Das ist großes Kino. Eine noch feinere und in sich dichtere Version des großen 2013er. Bisher das Beste, was Fritz je gemacht hat. 100/100