Lobenberg: Ein frischer, saftiger und lebendiger, goldfarbener Sauvignon Blanc. Grüner Apfel, wie ein frisch aufgeschnittener Granny-Smith, etwas geriebener Apfel und ein bisschen grünes Gras darunter, Zitronengras und grüner Tee, aber keine stechende Grasigkeit im Neuseelandstil, sondern im erdigeren, würzigeren Loire-Stil. Dadurch schöne Reife und Harmonie ausstrahlend, Pierre Menard steht für handwerkliche Weine, die von seinem außergewöhnlichen Stil erzählen, hier gibt es keine Standard-Sauvignons. Geschmacklich kommt der Apfel noch reifer und saftiger rüber. Die Frucht wird gelber, herber und tiefer, etwas Apfelmost, was auf einen oxidativen Ausbau und sehr niedrigen Schwefeleinsatz hinweist. Dazu eine feine Schärfe und leichte Bitterstoffe wie aus Quittenschale, die animieren und das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Ein bisschen Menthol-artige Frische im Nachgeschmack verstärkt diesen Eindruck noch zusätzlich. Wow, das ist schon abgefahren was Pierre Menard aus dieser Sorte macht, total eigenwillig aber grandios im Stil. Im Ausklang kommt eine weiche, strukturgebende Säure, etwas gelbe Birne und Blütenhonig. Ein vielschichtiger Sauvignon Blanc, der aromatisch und in der Dichte fast auch ein wenig an Chenin Blanc erinnert. Die leichte Herbe im Abgang sorgt zusammen mit der Kräuterfrische für einen trinkanimierenden und sehr saftig-frischen Charakter trotz der sinnlichen Tiefe dieses Sauvignons. Wer einen außergewöhnlichen Sauvignon Blanc sucht, der stilistisch Grenzen auslotet und trotzdem so typisch für die Loire ist, der wird bei Pierre Menard fündig. 94/100
2021 war ein dramatischer Jahrgang an der Loire, was den Ertrag betrifft. Bis zu 90 Prozent Verluste durch Frost, das gab es seit über 30 Jahren nicht mehr. Die Fröste betrafen allerdings nicht nur Teile der Loire, in denen regelmäßig Spätfröste auftreten, sondern auch in Appellationen, die oft verschont bleiben – wie beispielsweise Sancerre. Die Mikroklimata in den vielen kleinen Tälern Sancerres schützen normalerweise vor größeren Schäden durch Frost, leider nicht in 2021, auch hier ging viel verloren. Doch auch der weitere Verlauf des Jahres war alles andere als rosig: Hagel und kühles, feuchtes Wetter im Sommer haben zu starkem Befall durch Mehltau und Fäule geführt. Im Herbst gab es dann ein kleines Aufatmen, da das trockene und warme Wetter im September und Oktober die verbliebenen Trauben ausreifen lies. Wie so oft rettete ein goldener Herbst den Jahrgang. Dennoch steht 2021 damit im vollkommenen Kontrast zu den vorherigen Jahren, in denen die Trauben über nahezu die gesamte Vegetationsperiode ausreifen konnten und saftige, reichhaltige Weine ergaben, dafür aber viel an Säure und Struktur eingebüßt haben. 2021 ist ein hervorragender Jahrgang für frische und strukturierte Weine, für Liebhaber trockener, gradliniger und mineralischer Weine findet sich also eine große Auswahl an fantastischen Gewächsen. Wer saftigere, vollere und schwerere Weine bevorzugt, muss ein wenig suchen, findet allerdings auch etwas nach seinem Gusto im cool-climate-geprägten Jahr 2021. Die Frische des Jahrgangs ist atemberaubend und teils wirklich rasant – ein bisschen Freakstoff, aber in richtig gut.