Riesling Schonfels Faß 11 Großes Gewächs 2023

Peter Lauer: Riesling Schonfels Faß 11 Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

98–99+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2048
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 98–99+/100
Suckling: 100/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Schonfels Faß 11 Großes Gewächs 2023

98–99+
/100

Lobenberg: Der regenreiche und dennoch warme Sommer und der perfekte Indian Summer ab Ende August bis zur Lese hat hocharomatische, offenherzige Weine hervorgebracht, die irgendwo zwischen der Fruchtpower von 2019 und 2015 liegen, aber auch Elemente von kühleren, nasseren Jahren wie 2008 und 2012 zeigt. Es ist ein Hybridjahr irgendwo zwischen kühler Frische und opulenter Frucht. Bei Lauer wohl am ehesten mit der entspannten Balance von 2012 zu vergleichen. Sehr niedriger Ertrag aus den alten Knorzen. Spontan vergoren im Moselfuder. Der Duft ist bezaubernd, aber schon ein bisschen mehr Freakstoff als Feils oder Kupp. Deutlich mehr Druck und Konzentration andeutend. Gelbe Birne, Quitte und Curry. Schonfels hat immer diese Kontradiktion aus den sehr kühlen, windigen Parzellen am Hangkopf und dem sehr warmen Teil am Hangauslauf. Schonfels ist reich und doch so kühl und mineral. Die Klarheit ist faszinierend, völlig in sich ruhend, keinerlei Selbstdarstellung oder Lautstärke. Sehr straight, schaut nicht nach links oder rechts, läuft seelenruhig auf seiner kristallinen Salzspur. Große Länge, die nur über Feinheit kommt. Der Schonfels ist ruhiger, geschliffener und eleganter als die Kupp, strahlt mehr Erhabenheit und Größe aus. Die Kupp ist spaßiger und verspielter, aber der Langstreckenläufer ist der Schonfels. Ein großer Saar-Riesling. Man muss bei diesen 2023ern die Frage stellen: Was macht einen großer Jahrgang aus? Wenn es Balance, Ruhe, Entspanntheit, Trinkfluss und Trinkfreude sind dann ist 2023 gigantisch. Einzig es fehlt an Extremismus wie 2021 oder 2018, aber ist das ein Manko oder nicht sogar eher die Stärke? In der Ruhe liegt die Kraft, die 2023er werden sich meiner Meinung nach prächtig entwickeln.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

100
/100

Suckling über: Riesling Schonfels Faß 11 Großes Gewächs

-- Suckling: The haunting nose of white peaches and white flowers pulls you into this incredibly concentrated and graceful medium-bodied dry Saar riesling. A wealth of subtle spices, too. Hard to wrap my head around even the first impression of this giant of delicacy, but then comes the almost endless finish that has profound mineral details. And for a moment you feel like you stepped out of this world of strife. Limited production. Drinkable now, but best from 2025.

Mein Winzer

Peter Lauer

Ein junger VDP-Winzer. Das Weingut liegt in Ayl, hat sieben bis acht Hektar und wird in fünfter Generation von Florian Lauer bewirtschaftet. Das Weingut arbeitet biologisch-organisch, ist aber nicht zertifiziert und folgt auch nicht allen Richtlinien, da der Winzer Kupfer ablehnt.

Riesling Schonfels Faß 11 Großes Gewächs 2023