Odinstal: Riesling Monopol Großes Gewächs 2022

Odinstal: Riesling Monopol Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2045
naturbelassen
mineralisch
frische Säure
Lobenberg: 96–97+/100
Suckling: 94/100
Galloni: 94/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Monopol Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Das Große Gewächs ist das absolute Flaggschiff in Sachen Riesling von Odinstal. Mit diesem GG hat sich Andreas Schumann wirklich selbst übertroffen, es ist sicherlich der komplexeste Wein überhaupt, den er hier jemals erzeugt hat. Er repräsentiert die besondere Lage Odinstal perfekt, denn er stammt aus den allerbesten Parzellen und von verschiedenen Böden. Also Basalt, Muschelkalk und Buntsandstein. Langer Ausbau im Fass, anschließend unfiltriert und mit geringer Schwefelgabe abgefüllt. Wie auch Kai Schätzel, ist Andreas Schumann bei seinen Großen Gewächsen ein Grenzgänger, zählt im VDP eher zu den »unkonventionellen« Winzern und muss wegen seiner naturbelassenen Stilistik häufig um eine AP-Nummer kämpfen. Auch bei diesem Wein merkt man, dass Andreas sich nicht verbiegt und seinem Stil komplett treu bleibt. Schon in der Nase ist der Wein durchaus funky, eben sehr typisch Odinstal. Präsente Reduktion in der Nase; Streichholz, sehr viel zerstoßenes Gestein, kräutrig mit Noten von Schafgarbe, Zitronenmelisse und einem Hauch Fenchelgrün. Dezente Frucht von Salzzitrone, reifer Limette, etwas Quitte und gelbem Apfel. Auch leichte Noten von Sauerteig zeichnen sich ab. Wirklich sehr vielschichtig und eine grandiose Tiefe zeigend. Am Gaumen geht es dann mit zupackender Mineralität und feiner Textur weiter. Die Säure ist da, ist vibrierend und gibt eine enorme Frische, aber das ist nicht unbedingt ein Riesling der von klirrender Säure lebt, sondern viel mehr ein Texturwein. Extrem viel Salz, ein feines Gerbstoffgerüst, dazu herbe Frucht von Kumquat, gelbem Apfel und reifer Amalfizitrone. Wow, hier geht ordentlich die Post ab, aber der Wein überfordert nicht, er strahlt eine Ruhe und Gelassenheit, eine Vollkommenheit aus. Sanft gleitet die geschliffene Frucht über den Gaumen, wird von griffigen Gerbstoffen und reifer Säure getragen. Dann kommen Kräuter dazu. Noten von grünem Tee, Kamille, Melisse, sogar etwas Arnika im Nachhall. Das ist wirklich eigenständig und irre komplex, man kann hier keine Vergleiche anstellen, denn das ist ein ganz klarer Odinstal-Wein. Wir haben hier sozusagen die Seele des Odinstals, verpackt in einem Wein. So transparent, so genial. Auf seine Art auch irgendwo berührend, aber man muss sich auf diese Stilistik einlassen, man muss diesen Wein verstehen, aber dann wird man begeistert sein! Jetzt jung schon so spannend, aber wird sich sicher mit Reife in eine sehr spannende Richtung weiterentwickeln.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Riesling Monopol Großes Gewächs

-- Suckling: Intensely flinty and very youthful for a 2022 riesling GG, this is an uncompromising wine for the category. There are stacks of Amalfi lemon and kaffir lime character on the medium-bodied palate, the interplay of fruit and minerality tense and exciting. From organically grown grapes. Drinkable now, but best from 2026.

94
/100

Galloni über: Riesling Monopol Großes Gewächs

-- Galloni: The 2022 Riesling Odinstal Monopol Grosses Gewächs was picked on Triassic limestone, basalt and Triassic sandstone. Schumann tried to represent all three soil types in this mix, with the raciness of basalt, the slenderness of sandstone and the saltiness of limestone. The nose is gentle, smoky and shy. What he created is a well of saltiness without any frills. The Riesling fruit is subdued because the stone speaks louder. Citrus defines the long, salty finish. This will take time to unfold. (Bone-dry)

Mein Winzer

Odinstal

Das Weingut Odinstal ist in jeder Hinsicht sehr besonders. Altehrwürdig thront das Gutshaus auf 350 Metern über Meeresspiegel oberhalb der Stadt Wachenheim und ist damit das höchstgelegene Weingut der Mittelhaardt. Inhaber Thomas Hensel hat es Ende der 90er Jahre erwerben können und seitdem...

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