Lobenberg: Die Lage Niederberg Helden bringt von Haus aus bedingungslos üppige Weine, aber Schloss Lieser ist nun mal der Meister der Finesse. Es gibt hier nie fette Weine. Der Niederberger Helden ist Thomas Haags Paradelage. Er hat sie groß gemacht. Probiert nach dem Brauneberger und dem Graacher Himmelreich 2017 haben wir hier eben diese ganz besondere Stilistik der Lage Helden aus Niederberg. So viel Wucht, so viel reiche Fülle, und gleichzeitig sehr strukturiert, fest, dicht und versammelt. Das ist ein großer monolithischer Riesling. Nicht so ultrakomplex wie das Himmelreich, sondern viel wuchtiger, viel strukturierter. Bei der Dichte der Nase bin ich hier eher bei einem großen Wein der Nahe denn von der Mosel. So reich und trotzdem so sauber definiert an den Kanten. Viel deutsche gelbe Frucht und viel Traubensaft in der Nase. Blumig unterlegt, und trotzdem athletisch kraftvoll, und vor allem super clean. Die Kanten links und rechts sind sofort klar und der Geradeauslauf ist phänomenal. Im Mund wird es dann nochmal spezieller. Wir haben wie beim Himmelreich diese riesige Komplexität und dieses irre Spannungsfeld vom Restzucker um die 5 Gramm, von der Säure bei 8, bei nur 12% Alkohol, extreme Mineralität und rasiermesserscharfe Klarheit. Auch im Mund ist der Wein sehr sauber definiert. Für mich nicht so multipel, nicht so spielerisch komplex wie das Graacher Himmelreich. Ja, eine Etage darüber vielleicht im Geradeauslauf. Aber es gibt 2017 einen Rollentausch, das Himmelreich liegt vorne, Niederberg Helden extrem gut gelungen, aber knapp hinter dem Himmelreich zurückbleibend. Trotzdem ein großer Wein. 97-98+/100