Lobenberg: Die Lage ist vor einigen Jahren von Bruno Lorenzon (er hat deutschsprachige Ursprünge aus dem Trentino und Alto Adige) gekauft worden. Hier steht 100% Chardonnay, in den 70er Jahren gepflanzt auf Kalkstein und Kreideböden. Ausbau in Barriques bei maximal 15% Neuholz, oft auch weniger. Nach dem Ausbau im Barrique und vor der Flaschenfüllung gibt es für alle Weißweine bei Lorenzon nochmals bis zu 6 Monate Ruhezeit im Stahltank, um weitere Präzision zu gewinnen. Die Weißweine werden niemals gepumpt, sonder nur mit CO2-Druck bewegt, um Sauerstoffeinträge zu vermeiden. Die Lage hat eine kühle Ostexposition in Richtung Mont Blanc, diese Kühle macht den Wein so floral und schwebend. Bruno hat nur extreme Dichtpflanzung von 14.000 Stock je Hektar, teilweise sogar bis zu 20.000 Stöcken, so sind die Erträge extrem niedrig pro Stock. Der Wein ist extrem rein und klar, sehr stark von der Kreide und vom Kalk geprägt. Das Bestechende an diesem Montagny ist sicherlich zuerst mal seine Nase. Unglaublich floral, mit hellen, weißen Blüten, fast ein kleiner Touch Weißburgunder, so schwebend, so leicht, wie eine Frühlingsblütenwiese, so verblüffend verspielt. Im Mund folgt eine unglaubliche Kalksteinmineralik. Die grandiose Balance aus Verspieltheit bei gleichzeitiger Gradlinigkeit, ohne dass dabei der Wein je scharf oder rustikal wird. Große Länge, fantastische Aromatik. Ich habe noch nie einen Montagny in dieser Feinheit probiert. Ein Wein, der ob der kühlen Lage leicht grünliche Reflexe auf der Zunge hervorzaubert, die aber von der positiven, animierenden Art im frischen Stil, frisch und knackig, fast rasiermesserscharf obwohl alles komplett reif ist. Hocharomatisch, dabei aber überhaupt nicht süß oder üppig, spontan komplett durchgegoren auf quasi null Zucker. Das ist echt schicker Stoff und wohl das Beste was diese Appellation zu bieten hat. 94+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.