Lobenberg: Blewitt Springs ist eine der berühmtesten Weinlagen des McLaren Vale in Südaustralien, sie wurde 1939 erstmals mit Reben bepflanzt, unter anderem auch mit einer Parzelle dieser alten Chenin Blanc Reben. Der Boden ist hier sand- und eisenhaltig. Die Trauben werden von Hand gelesen, zu 50 Prozent angequetscht und anschließend im Betontank vergoren. Die anderen 50 Prozent werden unentrappt als Ganztrauben gepresst – eine Herangehensweise, wie man sie häufig im Burgund findet – und dann in großen, alten Holz Fermentern vergoren. Leuchtendes Zitronengelb. Aus dem Glas steigen gelbe Frühe Äpfel und Birnen, weiße Obstblüten und ein Hauch Kokosnuss, Butter Brioche, Vanille und Honigmelone. Auch die cremige Würzigkeit vom Ausbau auf der Feinhefe spielt aromatisch mit rein. Wirklich charmant, elegant versammelt, dabei eher zurückhaltend und verspielt. Der Mundeintritt ist dann beinahe ein Schock! Die Augenbrauen ziehen sich zusammen. Wow, dieser Wein ist phänomenal energiegeladen, linear und von krasser, salziger Mineralität geprägt. Zitronensorbet, Salzzitrone, Mandarine, Feigensorbet, Pfirsich, gelbe Pflaumen, weißer Pfeffer, duftende Bananenschale, frische Minze und wieder diese phänomenal intensive, salzige Kalksteinmineralität, die gar nicht mehr aufhören mag. Der Wein klingt minutenlang mit seiner salzigen Spannung und den duftenden Mandarinenaromen nach – dieser Chenin ist schon ziemlich einzigartig! Seine Dichte und Intensität im Mund unterscheidet ihn von den Vertretern der Rebsorte von der Loire. Zugleich kenne ich eine derartige Präzision und Salzigkeit auch nicht von den Chenin Blancs aus Südafrika. Der Holzeinsatz ist kaum spürbar und dezent im Hintergrund versteckt, doch gibt er dem Wein sogar beinahe wie durch Zauberhand ein burgundisches Feeling. Ich denke an die grandiosen Weine von Pierre Morey im Blend mit einem Chenin der Domaine FL mit dem einzigartigen Fingerprint des genialen Winzers Adam Wadewitz und Südaustralien. Das ist ein genial guter Chenin, den man in solch einer grandiosen Präzision wahrscheinlich niemals in Australien erwarten würde. Ein echtes Erlebnis im Glas!
Der Jahrgang 2023 stellte die Winzer Südaustraliens aufgrund der vielfältigen klimatischen Bedingungen vor die ein oder andere Herausforderung. Generell ist der Weinbau in Australien sehr fortschrittlich und aufgrund ihres technischen Wissens und tiefgehender Erfahrungswerte konnten die meisten Winzer durch ihre präzise Arbeit im Weinberg Weine von großer Qualität erzeugen. Das Jahr begann in vielen Regionen mit einem nassen, relativ kühlen Frühling, der die Blüte und den Fruchtansatz beeinträchtigte und am Ende dadurch auch zu einer kleineren Ernte führte. Der Sommer verlief recht wechselhaft. Während im McLaren Vale warmes und trockenes Wetter Einzug hielt, was den Reben half, ihr Gleichgewicht wiederzufinden, wurde die Vegetationsperiode im Barossa Valley von extremeren Wetterereignissen wie Sturzfluten und Gewittern unterbrochen. In Pathaway war die Wachstumsperiode überdurchschnittlich feucht, und es musste viel in den Reben gearbeitet werden, zum Beispiel durch Entblättern, um für ausreichende Luftzirkulation zu sorgen. Die insgesamt eher kühlen Bedingungen während der Ernte trugen vielerorts entscheidend zur hohen Qualität der Trauben bei. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 2023 wunderbar elegante, finessenreiche »Cool Climate« Weine mit großer Konzentration, Komplexität und Charakter in South Australia gemacht wurden.
