Lobenberg: Markus Molitor ist ein bisschen das moselanische Pendant zu Von Winnings Stephan Attmann in der Pfalz, nämlich ein Virtuose in der Fusion von Riesling und (kleinen) Holzfässern. Im Hause Molitor wird nicht viel über Barriques gesprochen, zu vorurteilsbelastet und dogmatisch ist die Einstellung vieler Winzer, Händler und Konsumenten bei diesem Thema. Manche sind offen für diese Herangehensweise, immerhin wird ein Großteil der großen Weißweine der Welt in kleinen Holzfässern ausgebaut, andere halten es beim Riesling für ein Sakrileg. Fraglos geben Barriques einem Riesling eine stärkere Prägung und mehr Oxidationseinfluss in der Jugend mit, dem hält nicht jeder Wein stand, schon gar nicht an der Mosel. Das Ausgangsmaterial muss in Sachen Körper, Extrakt, Säure und Tannin schon maßgeblich dagegenstehen können, dass das Gesamtpaket passt am Ende. Wenn man solch einen Grand Vin, einen Riesling Grand Cru vom Format eines Clos St Hune aus dem Elsass oder eines Puligny-Montrachet Crus als Ausgangsmaterial allerdings hat, wie Molitors feinste trockenen Auslesen aus seiner Paradelage Zeltinger Sonnenuhr ohne Zweifel sind, dann kann es ein Königsweg zu einem ganz großen Riesling sein, der sein Potenzial über die Reife erst so richtig entfaltet und dann eine Dimension erreicht, die absolut unique ist. Niemand an der Mosel weiß das besser als Markus Molitor. Er experimentiert daher seit vielen Jahren mit dem Ausbau seiner besten Auslesen in einzelnen Barriques. Oft gehen sie in Cuvées mit anderen Gebinden auf am Ende, aber nicht immer. Einen winzigen Teil, oft nur ein Barrique, wie hier beim 2015er, behält er nach der singulären Abfüllung im Weingut, weil der Stoff einfach zu gut ist, um ihn zu verschneiden. Und weil er die Entwicklung seiner großen Barrique-Rieslinge verfolgen will. Bisher hat er diese Rieslinge nie veröffentlich und auch kaum gezeigt, denn er will nicht als Barrique-Winzer gelten. Darum geht es ihm im Grunde auch nicht, sondern alleine darum, den größtmöglichen Riesling auf die Flasche zu bringen, einen moselanischen Grand Cru von internationalem Format – und das gelingt niemandem sonst, so wie ihm. Dieses einzeln abgefüllte Barrique einer 2015er Auslese, die weit durchgegoren, aber nicht knochentrocken ist, hat er uns erstmalig nach 10 Jahren aus dem Weingut freigegeben, ein Novum auch für uns. Wer aber Molitors große Auslesen kennt, der weiß, was uns hier erwartet. Ein Riesling, mit immenser Tiefe und Strahlkraft, das Holz wurde von diesem Konzentrat perfekt aufgenommen, ist kaum noch spürbar, nur als struktureller Unterbau, genau wie Markus es sich vorstellt. Auf den Punkt im Weingut gereift, erstrahlt er jetzt in exotischer Pracht, in üppiger, fast öliger Textur zieht er über den Gaumen, durch die feinen Salzadern marmoriert und immer weiter vorangetrieben. Wahnsinnig viel Energie, ein exotisches Aromenspiel vom Feinsten, Maracuja, mürbe Quitte, Sternfrucht und weißer Pfeffer mit kandiertem Ingwer. Unique, intensiv, körperreich und köstlich aromatisch. Das Barrique spielt keine Rolle mehr, dabei spielt es eigentlich die Hauptrolle in diesem Wein, denn es macht ihn einzigartig und unterscheidet ihn von der normalen Auslese***. Es ist eine ganz eigene Interpretation von großem Mosel-Riesling, eben »the Molitor way«. Ein großer Weißwein, frei von Konventionen, dafür voller Genuss.