Markus Molitor: Riesling Zeltinger Schlossberg Auslese ** Goldene Kapsel 2022

Markus Molitor: Riesling Zeltinger Schlossberg Auslese ** Goldene Kapsel 2022

Zum Winzer

97–98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süß
7,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2068
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
exotisch & aromatisch
mineralisch
3
Lobenberg: 97–98+/100
Parker: 96/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Zeltinger Schlossberg Auslese ** Goldene Kapsel 2022

97–98+
/100

Lobenberg: Der Zeltinger Schlossberg ist der an die Zeltinger Sonnenuhr anschließende Hang. Schlossberg Auslese** ist das Beste, was aus diesem Weinberg geholt wurde in 2018, denn er hat sich entschlossen die 2- und 3-Sterne-Auslesen hier zusammenfließen zulassen. Das kommt uns natürlich sehr entgegen, denn der Wein kostet damit ja nur die Hälfte. Hier also top of the top in relativ preiswert. Es ist der steilste Abschnitt dieses Hanges aus dem der Wein gewonnen wird, über 80 Jahre alte wurzelechte Reben in Einzelpfahlerziehung mit extremster Ausrichtung. Anders als die Zeltinger Sonnenuhr ist der Schlossberg deutlicher im Schiefer zu Hause. Zudem ist er reicher und opulenter in seiner Frucht, fast ölig in seiner Konzentration. Mit einer Lesemannschaft von 80 Leuten hat Molitor gearbeitet in 2022, das merkt man hier auch ganz klar. Die Auslese der Trauben ist makellos, hochreif, hochintensiv. Gewaltig viel Druck in der Nase, aber total clean, nahezu keine Botrytis. Grüne Mango, Passionsfrucht, Marzipan, Blütenpollen und Akazienhonig im Duft. Trotz seiner hohen Konzentration nicht so laut und kraftmeiernd wie ein Wein aus Ürzig. Schon fein bleibend, Zeltingen hat feine Weine. Aber dieser Schlossberg, der sich von Zeltingen weg Richtung Rachtig bewegt hat auf jeden Fall mehr Dampf als die Sonnenuhr. Eine große Delikatesse im Mund, gelbfruchtig, dicht und samtig, die Säure marmoriert den Wein ganz zart. Hohe Spannung, aber alles total entspannt, die Mineralität strukturiert den Wein, bleibt aber untergründig und wird nicht stechend. Eine hochfeine und zugleich hochintensive Auslese. Wegen ihrer Reichhaltigkeit eigentlich immer, aber in 2022 ganz besonders eine Auslese für Gourmets. Die allerletzte Finesse zu den 3-Sternen fehlt, aber wer wollte sich bei solcher Köstlichkeit und zu diesem Preis beklagen?! 97-98+/100

Jahrgangsbericht

2022 dieses heiße und trockene Jahr hat Molitor in einen sensationell feinen Weinjahrgang übersetzt. Die Weine zeigen keine Üppigkeit, sondern sind total klar und fein, sehr geschliffen und trinken sich charmant und leichtfüßig, haben aber dennoch genug Druck. 2022 hat Reminiszenzen an die tolle Balance und Seidigkeit von 2020, wir sind deutlich runder und geschmeidiger als im extremen 2021, das wirklich ein Freakjahr war. Wir sind zurück bei der texturellen Entspanntheit von reifem, samtigem Riesling, der dennoch die salzige Pikanz und Aufregung des Schiefers als pure DNA trägt. Dazu kommt Molitors etwas burgundisch-cremiger Stil mit perfekt abgestimmtem Holzeinsatz als perfect match, der die etwas geringere Reife des Jahrgangs perfekt auffängt. So viel Druck und Balance hat kaum ein anderer Moselwinzer in seine Weine gebracht – das ist schon eine eigene Liga für die Region, was ich hier an 2022 ins Glas bekommen habe. Die Trockenheit hat die Reife an der Mosel relativ moderat gehalten, was die Spitze in edelsüßen Prädikaten und ***-Weinen sehr rar macht, denn diese Qualität war äußerst schwer zu erreichen. Nur mit unglaublich viel Humanpower (80+ Personen in der Lese) war diese gestaffelte, späte Lese und das extrem aufwendige Sortieren überhaupt möglich. In Summe die mit Abstand teuerste Lese für Molitor, noch vor den nassen Jahren 2021 und 2014, weil so extrem penibel ausgelesen werden musste in 2022, um die perfekte Reife zu erreichen. Aber Molitor hat ein sehr erfahrenes Team und geht den Weg der Extreme konsequent. Somit stehen hier über 40 edelsüße Qualitäten auf der Preisliste dieses Jahr, das ist schon Wahnsinn, eine irrwitzige Leistung. Selbes Spiel bei den trockenen ***-Weinen, von denen es teilweise nur ein Gebinde gibt, wie das Beton-Ei, das macht dann rund 1000 Flaschen für die Welt, quasi nichts… aber mehr Menge war in dieser Qualität einfach nicht drin. Auf die Auslese*** mit Holzausbau musste Markus sogar ganz verzichten, da reichte es ihm einfach nicht, daher ging alles in die 2-Sterne-Auslese. Er ist eben trotz seiner betrieblichen Größe noch immer mit der ehrgeizigste und extremste Winzer in seiner Selektion. Nur so ist es auch zu erklären, wie atemberaubend gut die 2- und 3-Sterner in Trocken und Süß sind. Eine solch harmonische, feine und balancierte Kollektion hatte ich in diesem Jahr nicht erwartet. Nichts sticht, keine Anstrengung, keine Zitruslastigkeit oder strenge Säure wie im Vorjahr, sondern die totale Finesse und Feinheit. Rieslingfreaks mögen vielleicht das extremere, viel straffere und noch schlankere 2021 bevorzugen, allerdings dürfte vielen Genießern das rundere und geschmeidigere 2022 als Jahr der Gourmandise mehr entgegenkommen. Die Weine nehmen den Trinker in den Arm, ohne dass es ihnen an Pikanz und Spannung fehlt. Aufregung ohne Anstrengung – diesen Spagat hat Molitor schon ziemlich perfekt hinbekommen. Neben seinen Paradelagen in Zeltingen, hat mich vor allem wieder der Ürziger Würzgarten begeistert, Molitor holt dort in den letzten Jahren gewaltige Weine heraus, schon die Spätlese trocken ist herausragend und die Auslesen sind überirdisch gut – in Süß kann da nur Christian Hermann noch mithalten. Auch die Saar wird immer mehr zu Molitors Heimat, nicht zuletzt durch die Akquise der Domäne Serrig. Der zweite Jahrgang der Scharzhofberger unter Molitor übertrifft den ersten sogar noch für mich – ich war absolut geflasht, dass der trockene Scharzhofberger*** sich auf Augenhöhe mit dem unantastbaren Doctor*** gezeigt hat… ein Wow-Wein, der mit seiner Vibration und Finesse ziemlich nah an den Saar-Riesling-Himmel heranfliegt. Eine ganze reihe neuer Saarweine, der Ausbau in Amphoren und Beton-Eiern, dazu herausragende neue Burgunder-Sorten wie die Schalenkontakt-Reihe… es wird nie langweilig bei Molitor. Jedenfalls hat er mir in Summe die wohl beste Mosel-Kollektion von 2022 eingeschenkt – und das will etwas heißen in diesem anspruchsvollen Jahr. Wer Moselriesling liebt sollte 2022 Molitor auf keinen Fall verpassen, so schön waren die Weine selten!

96
/100

Parker über: Riesling Zeltinger Schlossberg Auslese ** Goldene Kapsel

-- Parker: Bottled exclusively in 375-milliliter bottles, the 2022 Riesling Zeltinger Schlossberg Auslese ** (Golden Capsule) is clear, precise and savory on the intense and lemon-scented nose that indicates perfectly ripe and concentrated fruit reminiscent of lemon rind and juice aromas and cane sugar. Lush and elegant on the palate, with clear, elegant fruit and ripe, stimulating acidity, this is a gorgeous, juicy and tensioned Schlossberg Auslese with ripe peach aromas and a savory/saline, stimulatingly bitter, crunchy, tensioned and persistently aromatic finish. 7.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in August 2024 from AP 97 23.

Mein Winzer

Markus Molitor

Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.