Lobenberg: Julien und Florence Marcoult sind das Power-Couple, das hinter Champagne Marcoult steht. Die kleine Familien-Domaine an der Côte Sézanne, dem kleinen Verbindungsstück der Aube im Süden und der Côte des Blancs im Norden. Die Böden der Region sind sehr spannend, denn sie sind neben Kalkstein auch von Silex und Sand und Kreide durchzogen. Ein äußerst komplexes Terroir, das Marcoult aus den Lieu-dits des Ortes Barbonne-Fayel sehr präzise herausarbeitet. Die Weinbergsarbeit erfolgt organisch und händisch, Unkrautvernichter werden keine eingesetzt. Zudem baut Marcoult auch etwas Weizen und andere Kulturen neben den Reben an, um für mehr Diversität zu sorgen. Im Frühjahr halten Schafe die Begrünung zwischen den Reben im Zaum. Alle Reben der Domaine sind eigene, selbstgepflanzte Selection Massale und sämtliche Champagner stammen zu 100 Prozent von den eigenen Reben. Klassischer Winzer-Champagner also. Der Hestia ist der famose Einstieg der Domaine und ein überragender Wert, der neben Gimonnets 1er Cru Cuis wohl ziemlich unerreicht ist in diesem Preisbereich. Das ist super Stoff, der durch seinen kernigen Mineralausdruck begeistert, genau wie mit der Cremigkeit des Pinot Noir. Der Ausbau der Grundweine findet bei Marcoult überwiegend in Holzfässer statt, von 5000 Liter Fuder bis Barriques. Das Holz wird im lokalen Wald selbst ausgesucht. Dazu ein bisschen Edelstahl für die Geradlinigkeit. Daneben hat seine Frau Florence ein Faible für den zarten Ausbau in Glas, also Dame-Jeannes (50 Liter) und größere Wine-Globes (220 Liter). Das ergibt eine tolle Mischung aus Power und Puristik. Alles wird spontan vergoren, und außer vulkanischem Naturschwefel setzt die Domaine keinerlei Zusätze ein. Der Hestia ist eine Assemblage aus Chardonnay und Pinot Noir, die die Domaine für ihre Zugänglichkeit und Gourmandise selektiert. Er ist ansprechend und offenherzig mit Noten von dunklen Waldbeeren, Salzkaramell, etwas Hopfen und feinem Rauch vom Holzausbau. Der cremige Mundeintritt lebt von seiner lebhaften Perlage, hier kommt auch etwas Walnuss hinzu, genau wie Agrumenzesten und wieder etwas gebranntes Karamell. Wir haben auch im Einstieg schon genug Dampf, um auch ein Essen zu begleiten. Das ist ein ziemlich genialer Champagner, weil er sowohl die kraftvolle Handschrift des Hauses als auch die sehr mineralischen Böden der Region in sich vereint… und am Ende einfach so köstlich ist, dass er jeden mitnimmt. Sehr schick!