Lobenberg: Cerretta liegt direkt gegenüber der Lage Baudana auf der anderen Straßenseite. Baudana war das erste Weingut, das hier richtig investierte. Der Boden besteht hauptsächlich aus weißem Lehm mit etwas Kalkstein und ein wenig Sand, von dem die Feinheit kommt. Power und Feinheit – das ist Cerretta und das ist typisch Serralunga. Bei Baudana reifen alle Weine in großen slawonischen Eichenfässern von 15, 17 und 25 HL, sie sind also etwas kleiner als bei Vajra. Ansonsten werden die Weine genau gleich ausgebaut. Die Nase drückt, sie ist mineralisch. Wilde dunkle Beeren mit Veilchen und einer feinen, aber mega intensiven, steinigen kalkigen Mineralität. Ich bin auch hier, wie beim Baudana 2019, wieder total in den Bann gezogen von dieser ultrafeinen, duftigen Nase mit einem Strauß frischer, duftender Blüten. Dieser Barolo nimmt mich vollbusig in den Arm und hält mich herzlich fest. Das ist so schön! Im Mund ist das für mich der Inbegriff von 2019. Wow! Dieses grandiose Jahr der Struktur und der Frische. Sauerkirsche und wieder diese Textur roter Johannisbeeren, am Ende kommt ein kleiner Hauch Vanille. Die Tannine sind fein und kalkig rundpoliert und strukturiert. Sie fühlen sich tatsächlich so an wie das Tannin, das zurückbleibt, wenn man rote Johannisbeeren isst. Dieser Wein braucht zehn Jahre in ihrem Keller, dann wird das ein absoluter Hochgenuss. Bravo! 98-99/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.