Lobenberg: Die Wild + Free-Reihe gibt Michael Wenzel seine experimentellen Freiräume. Hier lotet er das Thema Orange Wine aus. Wenzel geht hier bei der Vinifikation wie bei einem Rotwein vor, vergärt also die Trauben auf der Maische. Dabei verzichtet er auf Temperaturkontrolle, jegliche Schönung und Zugabe von Schwefel, lässt den Wein quasi ausflippen. Dementsprechend hat der Lockvogel hat eine sehr witzige Farbe, ein zartes, naturtrübes Pink. Die Nase ist entsprechend auch direkt ein aromatischer Überfall. Ein grandioser Fruchtcocktail strömt aus dem Glas, unendlich viel pinke Grapefruit, Orangenschale, Litschi, Melone, wow, was für eine Wucht. Reminiszenz an Gewürztraminer aus dem Elsass, gepaart mit dem leichten Naturweineinschlag von der Ganztraubengärung. Da die meisten Aromastoffe in der Traubenschale sitzen, kann man natürlich über eine Maischestandzeit oder eine Maischegärung noch deutlich mehr Aroma gewinnen und dieser Wein ist mit seiner Aromenexplosion ein Musterbeispiel dafür! Auch Pfirsich und Aprikose, feine Muskatwürze, Rosenblätter, alles tanzt, verspielt, duftig und dabei trotz Maischegärung doch sehr klar und präzise in der Aromatik. Der Mundeintritt erfreut dann durch seine sofort präsente Saftigkeit, wieder Unmengen an Grapefruit, Melone, Litschi, Blutorange, zwar in ein spürbares Gerbstoffkleid gehüllt, das vor allem im Ausklang hervortritt und einen saften Gripp verleiht, aber auch der Mund ist schön definiert und reintönig. Das satte Muskatelleraroma überflügelt einfach alles, als würde man direkt durch die Schale in eine pinke Grapefruit beißen, dazu dann Rosenblätter, Litschi und das Ganze mit feinster Griffigkeit und Phenolik am Gaumen verwoben. Unheimlich saftig, frisch und von einer wunderbaren Säurespur durchzogen, die den Lockvogel trotz seines satten Aromas und der leichten Gerbstoffe niemals üppig werden lässt. Michael Wenzel hat auch ein tolles Händchen für Orangewein, das ist gekonnt und ein perfekter Einstieg in die Welt der Naturweine. 93+/100