Lobenberg: Im Ort Labastida, in dem auch Remelluri gelegen ist, arbeiten Pablo, Telmo Rodriguez und seine Schwester Amaia, mit zehn befreundeten Kleinstwinzern zusammen. Sehr alte Reben. 95% Tempranillo. Teilweise nur einen halben Hektar groß, manchmal ein oder zwei Hektar. Extrem kleine Erträge. Buschweine, biologische Bearbeitungsweise. Diese Winzer sind zu klein um selbst zu vinifizieren und zu vermarkten. Sie sind der Familie Rodriguez schon sehr lange verbunden. Diese Winzer arbeiten unter Remelluris Kontrolle, exakt nach der Maßgabe von Telmo Rodriguez und seinem kongenialen Partner und Vineyardmanager Pablo. Selbst der Erntezeitpunkt wird auf den Tag genau bestimmt. Dann liefern diese Kontraktwinzer und Freunde die Trauben bei Remelluri ab. Dort allein erfolgt die Entrappung, Selektion, spontane Vergärung und der Ausbau. Das ergibt für die beiden aus der Lindes Serie gelesenen Weine, Labastida und San Vicente, insgesamt nur jeweils ca. 50.000 Flaschen Wein. In beiden Weinen ist der Tempranilloanteil bei 95%, und dazu ungefähr 5% Grenache. Alle Weinberge liegen, ähnlich wie Remelluri, sehr hoch. 500 Meter und aufwärts. Das bedeutet sehr kühle Lagen. Bei Remelluri wird auf Frische extrem viel Wert gelegt. Remelluri ist das höchstgelegenste Weingut in Rioja Alavesa, und Alava liegt ja bekanntermaßen einige hundert Meter höher als dir Rioja Alta. Eine klassische Tempranillo-Nase, und doch so frisch, so fein. Der erste Ansatz ist Hagebutte, rote Kirsche, auch Amarenakirsche dazu. Dann kommt schwarze Kirsche. Tolle Intensität. Was fehlt, und das ist ein sehr positiver Aspekt, ist die manchmal von zu reifem Tempranillo ausgehende Brombeerigkeit und Schokoladigkeit. Das ist hier überhaupt nicht der Fall. Einfach nur fein, hohe Intensität, dicht, lang. Alles auf Kirsche bleibend. Schwarzkirsche siegt am Ende. Dann kommt ein ganz klein bisschen Mango darunter. So hocharomatisch. Der Lindes ist komplett natürlich als biologischer Wein. Spontan im Stahl vergoren. Auch die Malo im Stahl. Danach 12 Monate in großen Holzfässern ausgebaut, für weitere 6 Monate in großen Absetztanks, um dann ungefiltert gefüllt zu werden. Ich weiß nicht, warum der Lindes Labastida der mir immer persönlich liebere Wein ist. Das mehr auf Kalkstein, Kreide und Sand laufende Terroir, weniger schwerer Lehm? Höhere Lagen? Wahrscheinlich, weil er deshalb von den beiden Lindes der dem Remelluri weitaus ähnlichere Wein ist. Das hat so viel Charme, so viel seidige Finesse und Cremigkeit in der kirschigen Frucht. Schöne Länge, salzige Mineralität. Aber es ist so weit entfernt von einem Blockbuster. Es ist einfach fein, geschliffen, erhaben, getragen, tänzelnd. Ein Tempranillo, der mich in seiner Feinheit ein bisschen an einen sehr schönen dichten Chianti aus der Toskana erinnert. Das kann so viel Freude machen. Auch ein bisschen in Richtung Brunello di Montalcino tendierend. Echt schicker Wein. 94+/100