Lobenberg: Die nur 0,87 Hektar große Domaine Les Sadons ist der direkte Nachbar von Pichon Baron. Gleiches Kies-Terroir mit etwas weißem Lehm und Kalkstein. Da ist es schwer, den Kauf-Avancen des Nachbarn zu widerstehen, das kann man nur als biologischer Überzeugungstäter und wenn man das Geld nicht braucht. Alain Albistur bewirtschaftet seine Parzellen mehr oder weniger allein, Antoin Medeville berät ihn als Önologe. Alte Reben in 9000 Stock Dichtpflanzung, Ertrag pro Stock nur 500 Gramm. 72% Cabernet Sauvignon und 23% Merlot, 4% Petit Verdot dazu. Alles Handarbeit, spontane Vergärung, Malo im Barrique. Ausbau fast 100% neues Barrique aus französischer Eiche. Der Wein ist schwarzrot, leuchtend, leichter Wasserrand. Schwarze Frucht, Maulbeere, Bitterschokolade, Lakritze, Minze und Eulayptus, auch Cassis und Schwarzkirsche deutet sich an. Rosenblätter, etwas Moschus, geflämmtes Fleisch. Sehr fein und doch auch sehr viel Pauillac im Mund, deutliche Pichon-Baron-Stilistik. Immense Dichte, grandiose Frische, geschliffenes, feinkörniges aber sattes Tannin. Mineralität bis zum abwinken, Salz, Lakritze, Feuerstein, eine ungeheure Intensität. Neben der fast schmerzhaften Intensität und dem maskulin, schwarzfruchtigen Approach kommt langsam auch säurebeladene rote Johannisbeere, Waldhimbeere und Schlehe zum Vorschein. Dazu, man glaubt es bei diesen Eindrücken kaum, ungeheuer fein und voller Finesse. Ich weiß, dass der Wein immer und bei jedem als 'No-Name' im Schatten des Baron steht, aber ich lehne mich aus dem Fenster: Verglichen mit dem Baron gibt es minimal weniger wuchtiges Fett hier, weniger Gewalt, aber in Stil und Qualität sind wir bei Sadons ziemlich gleichwertig. Der 2018er hier war etwas oplulenter, der 19er frischer und finessereicher, tänzelnd. 97-98/100