Lobenberg: Château Du Retout ist ein Vorreiter für eine sehr kuriose Weißweincuvée, aber nur in allerkleinsten Mengen. Die Trauben hierfür stammen aus einer kleinen Parzelle von 1,5 Hektar. 2019 wurden nur 8.000 Falschen erzeugt. Der Ertrag ist auch aufgrund der dichten Bestockung von 10.000 Stock/ha mit 40 Hektolitern pro Hektar überschaubar, unter 500 Gramm Ertrag je Pflanze. Die Cuvée besteht 2019 aus 48 Prozent Gros Manseng, 40 Prozent Sauvignon Gris, sechs Prozent Savagnin und sechs Prozent Mondeuse Blanche. 4,5 Gramm Säure, 14,5 Volumenprozent und ein extrem niedriger pH-Wert von 3,26. Der Wein wird per Hand in zwei Durchgängen gelesen, extrem vor- und nachsortiert. Die Pressung ist eine Ganztraubenpressung. Danach wird das Ganze sofort gekühlt und unter Schutzgas bei vier Grad ohne die Zugabe von Schwefel abgesetzt. 48 Stunden später startet die spontane Gärung in Barriques, kleinen Holzfudern und in Amphoren. Während der ersten vier Monate wird eine Batonnage durchgeführt. Das Weingut Du Retout liegt direkt am Rande der Appellation Margaux. Deshalb wollte man von der Pflanzung von Sauvignon Blanc absehen, da diese Rebsorte bereits auf Château Margaux für den Pavillon Blanc kultiviert wird. Keine copy, Ziel war es, ein Unikat zu schaffen. Die Vergärung im Holz und in der Amphore dauert rund 24 Tage, der Ausbau geschieht für neun bis zehn Monate in Barriques und Amphoren, 16 Prozent neue Barriques. Bei der Verkostung kann ich schon in der Nase feststellen, dass Du Retout Blanc langsam erwachsener wird. Das steigende Rebalter spielt dabei natürlich eine große Rolle. Der Wein wird großrahmiger, bekommt etwas breitere Schultern und ist nicht mehr so ganz extrem auf der sauren und würzigen Seite. Eine Tendenz, die wir auch schon 2018 hatten. Er ist sehr duftig, hocharomatisch, und er zeigt wie im letzten Jahr gelbe weiße Birne und Aprikose. Aber auch eine wunderbare Blumigkeit und im Hintergrund Jasmin. Sogar etwas Lavendel und Vergissmeinnicht. Zerdrückte Aprikosenkerne, Nussigkeit, zerdrückte Mandeln, ein Hauch Marzipan und weiße Schokolade. Aber alles verspielt bleibend. Die Sauvignon Gris kommt etwas stärker durch als in den letzten Jahren. In Verbindung mit 20 Prozent neuem Holz ist das durchaus eine Weiterentwicklung. Dann aber der Mund: Wow! Ein Ansturm von Frische, aber auch von Kraft – erstaunlich. Aus dem ursprünglich kleineren Wein ist inzwischen ein richtiger Kracher geworden. So viel Druck. Sanddorn, Aprikose, weißer Pfirsich und Mandarine. Ganz viel krautwürziger Zug, Kalkstein und Salz. Assoziationen zu Jura und zur Loire. Der salzbeladene Druck wird von Renekloden begleitet, von leicht unreifer Aprikose, auch von roten Johannisbeeren. Das Ganze zieht sich und steht für Minuten. Mango, Papaya und ein Hauch unreifer Netzmelone spielen mit dieser hohen Mineralität. Etwas Mandarine und Quitte, auch Assoziationen an ein helles Lager-Bier, witzig. Auch nach zwei Minuten ist er noch komplett da. Die 14,5 Volumenprozent sind überhaupt nicht spürbar, sie sind bei dieser Power und Frische fast ein Muss, um die Balance mittels Viskosität zu halten. Das ist kein alternativer weißer Bordeaux, das ist ein wirklich eigener und fast großer Weißwein, der auch über viele Jahre stehen kann. Diese Weiterentwicklung ist sehr überzeugend. Einfach schräg und schön. Besser noch als 2018, obwohl er etwas höher im Alkohol ist. Aber er ist auch deutlich kraftvoller und ausgeprägter in seiner Mineralik und Frische. Was für ein eigenwilliger Wein. Diese Warnung muss man aber mitgeben. 96-97/100